Rakete aus dem Jemen – Israels unsichtbare Südfront


Während der Fokus der Weltöffentlichkeit auf Gaza liegt, droht im Süden eine Eskalation: Die Houthi-Miliz im Jemen feuert erneut Raketen auf Israel – und könnte zu einem dauerhaften Sicherheitsrisiko werden.

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Erneut wurde eine Rakete aus dem Jemen auf israelisches Gebiet abgefeuert. Die Armee meldete am Samstag, das Geschoss sei „höchstwahrscheinlich erfolgreich abgefangen“ worden. Kein Einschlag, keine Opfer – doch der Vorfall reiht sich ein in eine Serie von Angriffen, die kaum beachtet, aber von strategischer Bedeutung sind. Seit Beginn des Krieges in Gaza im Oktober 2023 greifen die Houthi-Rebellen im Süden Israels regelmäßig an – aus erklärter Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung.

Die Houthi-Miliz, die weite Teile des Jemen kontrolliert, ist international als Terrororganisation eingestuft und wird vom Iran finanziell und militärisch unterstützt. Nach eigenen Angaben sehen sich die Houthis als Teil eines größeren „Widerstandes“ gegen Israel und dessen Verbündete. In der Realität bedeutet das: Raketen auf israelische Städte, Drohnenangriffe auf Schiffe im Roten Meer, massive Störungen internationaler Handelsrouten.

Die israelische Regierung reagierte in den vergangenen Monaten mit mehreren gezielten Luftschlägen auf Abschussrampen und Munitionsdepots im Jemen. Gleichzeitig warnt sie, dass bei weiteren Angriffen auch eine vollständige Luft- und Seeblockade gegen das Land verhängt werden könnte.

Doch der Konflikt bleibt komplex. Denn die Houthis befinden sich nicht nur in einer militärischen Auseinandersetzung mit Israel – sie sind auch Teil eines vielschichtigen Machtspiels in der Region. Jemens Informationsminister Moammar al-Eryani warf dem Iran jüngst vor, militärische Infrastruktur auf Houthi-Gebiet zu verlegen. Demnach sollen in entlegenen Gebieten um die Provinzen Sa’da und Hajjah Produktionsstätten für ballistische Raketen und Drohnen entstehen – mit dem Ziel, von dort aus regionalen Druck aufzubauen.

Die Sorge wächst, dass der Jemen zunehmend zu einem außenpolitischen Hebel Teherans wird. Zwar hat die US-Regierung im Mai eine begrenzte Waffenruhe mit den Houthis ausgehandelt, um die eigene Militärpräsenz in der Region abzusichern. Doch die Houthi-Führung erklärte offen, dass diese Vereinbarung nicht für Israel gilt. Das heißt: Während die Angriffe auf US-Ziele pausieren, bleibt Israel Zielscheibe.

General Alexus Grynkewich von der US-Luftwaffe äußerte sich vor wenigen Tagen vor dem Kongress mit klaren Worten: Die Houthis seien ein langfristiges Sicherheitsproblem für die Vereinigten Staaten – und damit auch für die gesamte Region.

Dass sich die Lage im Süden nicht beruhigt, zeigt sich in der Regelmäßigkeit der Angriffe. Die meisten Raketen werden abgefangen oder verfehlen ihr Ziel – doch die Bedrohung bleibt real. Hinzu kommt die psychologische Wirkung: Israel muss sich nicht nur gegen Bedrohungen aus Gaza oder vom Libanon verteidigen, sondern zunehmend auch gegen Gefahren, die tausende Kilometer entfernt vorbereitet werden.

Und die politischen Spannungen verschärfen sich weiter. Bilder von Demonstrationen in Sanaa, bei denen US- und Israel-Flaggen verbrannt werden, gehören mittlerweile zur Routine. Zugleich mehren sich Berichte, wonach iranische Offiziere nach jemenitischen Luftangriffen gezielt in solchen Protesten geehrt werden – auch das ein deutliches Zeichen für die enge Verbindung zwischen Teheran und den Houthi-Milizen.

Die Rakete vom Samstag war nur eine von vielen – doch sie steht symbolisch für eine Entwicklung, die bislang zu wenig beachtet wurde. Während diplomatisch über mögliche Waffenruhen in Gaza verhandelt wird, bleibt der Süden Israels einer permanenten Bedrohung ausgesetzt. Die geopolitische Realität ist längst nicht auf einen einzigen Kriegsschauplatz beschränkt.

Autor: David Goldberg
Bild Quelle: Symbolbild

Artikel veröffentlicht am: Samstag, 28. Juni 2025

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