Mehr als ein Lied: Wie Leonard Cohen mit „Hallelujah“ die Welt veränderte


Ein Lied, das nicht nur gehört, sondern gespürt wird – Leonard Cohens „Hallelujah“ ist ein Monument der Musikgeschichte. Ein Film auf Arte widmet sich dem Mann hinter dem Mythos.

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Wer Leonard Cohens „Hallelujah“ einmal bewusst gehört hat, vergisst es nicht. Und wer glaubt, das Lied verstanden zu haben, merkt bald: Es hat unendlich viele Schichten. Der Arte-Dokumentarfilm Hallelujah: Leonard Cohen, ein Leben, ein Lied zeigt, dass dieses eine Stück nicht nur zum Schlüsselwerk eines Musikers wurde – sondern zum Spiegel eines ganzen Lebens. Cohens, und irgendwie auch unseres.

Cohen war nie einfach nur Sänger. Bevor er zur Gitarre griff, hatte er als Autor provoziert, polarisiert, Preise gewonnen. Seine Bücher – roh, poetisch, politisch – waren Grenzgang und Selbstverrat zugleich. Erst später, beinahe widerwillig, wurde er Musiker. Wer ihn in frühen Interviews sieht, spürt: Pop war ihm zu flach, Charts zu banal. Cohen suchte Tiefe – und fand sie in Texten, die eher Gebete als Refrains waren.

„Hallelujah“ wurde zum Inbegriff dieser Suche. Was heute als Klassiker gilt, war jahrelang ein gescheitertes Experiment. Die Plattenfirma hielt das Lied für unvermarktbar, das Album Various Positions wurde in den USA zunächst nicht einmal veröffentlicht. Cohen hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Dutzende Strophen geschrieben – viele davon verwarf er, manche tauchten in späteren Live-Versionen wieder auf. Der Song wuchs, veränderte sich, wurde religiös, dann wieder säkular, dann wieder beides. Es war kein Lied, es war ein Prozess.

Die Dokumentation auf Arte bringt genau das auf den Punkt: den langen, verschlungenen Weg vom Außenseiter-Song zur Welthymne. Die Stationen dieses Weges lesen sich wie ein Streifzug durch die Popgeschichte: John Cale nahm sich des Stücks an, Jeff Buckley machte es berühmt, Hollywood machte es populär. Und plötzlich war „Hallelujah“ allgegenwärtig – in Castingshows, in Animationsfilmen, auf Beerdigungen, in Stadionkonzerten. Cohen, der lange um Anerkennung gerungen hatte, wurde zum ungewollten Vater eines Songs, der ihm aus den Händen geglitten war.

Doch der Film zeigt mehr als nur den Aufstieg eines Liedes. Er erzählt von Brüchen, Depressionen, spirituellen Rückzügen. Von Cohens Jahren im Zen-Kloster, von seiner tiefen, oft düsteren Suche nach Sinn. Und von bitteren Rückschlägen – etwa als seine langjährige Managerin sein Vermögen veruntreute. Statt sich zurückzuziehen, ging Cohen erneut auf Tour – im Alter von über 70 Jahren. Es wurde ein Comeback voller Würde, getragen von der lakonischen Eleganz eines Mannes, der alles verloren und doch nie aufgegeben hatte.

„Hallelujah“ wurde in dieser Phase wieder sein Begleiter – ein Lied, das er nun nicht mehr erklären musste. In einem Interview sagte Cohen einmal, er wünsche sich, das Lied würde eine Zeit lang nicht mehr gesungen werden. Es war kein Zynismus – sondern der Wunsch nach Stille, nach einer Pause im Echo der Welt.

Die Arte-Doku nähert sich Cohen mit Respekt, aber nicht ehrfürchtig. Sie lässt Weggefährten zu Wort kommen, spart die dunklen Kapitel nicht aus und zeigt doch: Dieser Mann war kein Heiliger, aber ein Mensch, der wusste, wie man das Heilige in Worte fasst. Mit Ironie, mit Tiefe, mit einem Augenzwinkern – aber nie mit Gleichgültigkeit.

Am Ende bleibt der Eindruck, dass Cohen nicht einfach ein Musiker war, sondern ein Suchender, der uns durch seine Lieder an unserer eigenen Sehnsucht erinnert hat. Wer also glaubt, „Hallelujah“ bereits zu kennen, sollte sich dieses Porträt ansehen – und zuhören. Vielleicht zum ersten Mal wirklich.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Takahiro Kyono - https://www.flickr.com/photos/75972766@N02/11967049316/sizes/o/in/photostream/, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=49338944

Artikel veröffentlicht am: Sonntag, 18. Mai 2025

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