Er wollte Brücken bauen – und wurde erschossen: Der Mord an Yaron Lischinsky zeigt, wie tödlich der Hass auf Israel geworden ist


Er war Deutscher. Und Israeli. Und Jude. Für den Mörder reichte das, um abzudrücken.

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Yaron Lischinsky war vieles: gebürtiger Bayer, überzeugter Israeli, glühender Brückenbauer zwischen Deutschland und dem jüdischen Staat. Er sprach akzentfrei Deutsch, engagierte sich in der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, träumte von einer Welt, in der Unterschiede nicht trennen, sondern verbinden. Und er war verliebt – in Sarah Lynn Milgrim, eine Amerikanerin, die seine Liebe erwiderte und bald seine Frau werden sollte.

Heute sind beide tot. Erschossen auf offener Straße, mitten in Washington, nur wenige Meter vom Jüdischen Museum entfernt. Der Täter: ein 30-jähriger Mann aus Chicago, der laut Zeugen nach seiner Festnahme „Free Palestine“ schrie – jener Slogan, der längst zum Schlachtruf geworden ist. Nicht für Frieden. Sondern für den Hass auf Juden.

Was sich in der US-Hauptstadt abspielte, war kein „Vorfall“. Kein tragischer Einzelfall. Es war ein gezielter Doppelmord an zwei Menschen, weil sie Israel repräsentierten. Es war ein Terrorakt – mitten in einer westlichen Demokratie, in Sichtweite der israelischen Botschaft, während im Inneren des Museums über Hilfslieferungen für Gaza gesprochen wurde.

Yaron Lischinsky war kein Militär. Er war kein Politiker. Er war ein Brückenbauer, ein Dialogsucher, jemand, der in zwei Kulturen zuhause war. Und genau dafür wurde er getötet. Weil Antisemitismus in der Gegenwart eine neue Maske trägt – die Maske des „Antizionismus“, des sogenannten „Widerstands“, der nur eine Richtung kennt: gegen Israel, gegen Juden, gegen die, die sich nicht verstecken.

Wer heute noch glaubt, man könne zwischen „israelkritischem Engagement“ und antisemitischem Hass unterscheiden, der sollte sich den Tatort in Washington genau ansehen. Wer behauptet, die Parolen auf europäischen Straßen hätten nichts mit Gewalt zu tun, der sollte die Patronenhülsen zählen, die dort in der Nacht zum Donnerstag fielen. Wer meint, Aufrufe wie „From the River to the Sea“ seien harmlos, der sollte in das Gesicht von Sarahs und Yarons Angehörigen blicken.

Die Reaktionen sind eindeutig – zumindest auf israelischer Seite. Premierminister Benjamin Netanjahu sprach von einer „grausamen, antisemitischen Tat“, Präsident Izchak Herzog von einem „verabscheuungswürdigen Akt des Hasses“. Auch US-Präsident Donald Trump nennt die Morde beim Namen: Antisemitismus. Dasselbe Wort verwendet der deutsche Kanzler Friedrich Merz, dasselbe Wort hört man aus Paris, aus Brüssel, aus New York.

Aber Worte reichen nicht mehr. Es sind die Handlungen, die fehlen. Während israelische Botschaften weltweit ihre Sicherheitsmaßnahmen verschärfen, während Frankreich jüdische Einrichtungen unter Militärschutz stellt, während die FBI-Ermittler ein „Hassverbrechen“ prüfen, schweigen viele derer, die sich sonst laut äußern – über Gaza, über Palästina, über Menschenrechte. Kein Tweet, kein Statement, kein Mitgefühl für Yaron und Sarah. Denn ihr Tod passt nicht ins Narrativ.

Israelische Opfer zählen nicht. Schon gar nicht, wenn sie weiß sind, westlich, gebildet. Schon gar nicht, wenn sie bei einer Hilfsveranstaltung für Gaza erschossen werden. Schon gar nicht, wenn der Mörder sich auf eine angebliche „Befreiung“ beruft, die in Wahrheit nur eines will: Juden auslöschen.

Gideon Saar, Israels Außenminister, hat Recht, wenn er Europa in die Verantwortung nimmt. Denn der Hass, der zur Ermordung von Yaron und Sarah führte, wächst auch auf deutschem Boden. Er wird genährt von einseitiger Berichterstattung, von stillschweigender Duldung antisemitischer Parolen, von Universitäten, an denen israelische Redner ausgeladen werden, von Politikern, die sich nicht trauen, Judenhass beim Namen zu nennen, wenn er im palästinensischen Gewand daherkommt.

Yaron Lischinsky wollte das Gegenteil. Er glaubte an die Kraft des Gesprächs. Er war Teil einer Generation, die in zwei Kulturen zuhause ist. Und damit eine Gefahr – für jene, die Juden ausgrenzen, Israel dämonisieren und jede Brücke als Bedrohung empfinden.

Er hatte nie eine Chance. Der Täter wartete auf ihn. Er drückte ab. Zwei Menschen starben – weil sie jüdisch waren. Und der Westen muss sich fragen lassen, wie viele solcher Morde es noch braucht, bis endlich klar ist: Der neue Antisemitismus ist kein Randphänomen. Er steht in der Mitte. Und er mordet.

Autor: Andreas Krüger
Bild Quelle: Screenshot X

Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 22. Mai 2025

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