Trump kündigt Waffenruhe in Gaza für nächste Woche an – wie realistisch ist der Durchbruch wirklich?
Erst Iran, jetzt Gaza: Donald Trump gibt sich als Friedensstifter – doch was steckt hinter der diplomatischen Offensive aus Washington?

Donald Trump spricht wieder wie ein Mann mit einem Plan. Kaum ist die Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran unter Dach und Fach, erklärt der US-Präsident im Oval Office bereits das nächste Ziel: Ein Ende der Kämpfe im Gazastreifen – und das innerhalb weniger Tage. Die Welt horcht auf. Doch wie belastbar ist diese Ankündigung? Wer verhandelt wirklich, und wo liegen die Hindernisse? Klar ist: Die politische Lage ist fragil. Doch es bewegt sich etwas – mehr als auf den ersten Blick sichtbar.
Zwischen Hoffnung und Taktik – Trumps neue Gaza-Initiative
Bei einem öffentlichkeitswirksamen Termin zur Afrika-Diplomatie in Washington ließ Trump beiläufig die Bombe platzen: Eine Waffenruhe in Gaza sei in greifbarer Nähe. Er habe gerade mit mehreren Beteiligten gesprochen, so der Präsident. Die Gespräche liefen gut. Israel, Hamas, Ägypten, Katar, die USA – viele sind involviert, noch mehr haben Interessen. Doch ein Erfolg in Gaza wäre mehr als Symbolik. Er würde nicht nur Leben retten, sondern auch Trumps Rolle als „Macher“ festigen – national wie international.
In Jerusalem wurde die Aussage zunächst mit Vorsicht registriert. Offiziell schweigt man. Doch diplomatische Quellen bestätigen: Der Druck aus Washington ist real. Nach dem erfolgreichen Vermitteln eines Waffenstillstands mit Teheran will die US-Regierung auch in Gaza schnelle Resultate sehen. Dass Trump dabei selbst das Heft in die Hand nimmt, zeigt zweierlei – seine Ambitionen und sein Vertrauen, in kurzer Zeit Ergebnisse zu erzielen.
Steve Witkoff in Kairo – Gespräche auf Messers Schneide
Die Hoffnung auf Fortschritt speist sich nicht allein aus Trumps Worten. Der neue US-Sondergesandte für den Nahen Osten, Steve Witkoff, reist in den kommenden Tagen nach Kairo. Ägypten ist seit Beginn des Gaza-Kriegs ein zentraler Vermittler – oft im Schatten, aber wirkungsvoll. Laut Berichten der Zeitung Al-Akhbar gibt es „spürbare Bewegung“ im Ton israelischer Regierungsvertreter. Einige hätten bereits Bereitschaft signalisiert, in bestimmten Punkten Flexibilität zu zeigen.
Doch was bedeutet das konkret? In israelischen Regierungskreisen gibt es intern weiter Streit – zwischen jenen, die auf Zeit spielen und militärischen Druck auf Hamas ausüben wollen, und jenen, die angesichts internationaler Erwartungen auf ein geordnetes Ende drängen. Vor allem Premierminister Netanjahu zögert: Zu viel innenpolitischer Widerstand, zu wenig Vertrauen in die Gegenseite. Und doch steigt der Druck – auch weil Katar, Ägypten und die USA eine Zwei-Wochen-Feuerpause zur Bedingung für weitere Gespräche machen.
Geiseln als Schlüssel – und als Risiko
Rund 50 Geiseln befinden sich nach wie vor in der Hand der Hamas – verschleppt am 7. Oktober 2023. Die meisten anderen wurden freigelassen oder vom israelischen Militär befreit. Doch gerade dieses Dossier ist der zentrale Hebel in den Verhandlungen. Eine Feuerpause ohne Bewegung bei den Geiseln? Politisch schwer vermittelbar. Umgekehrt: Eine Freilassung einiger Geiseln könnte den Weg für eine längere Waffenruhe ebnen.
In diplomatischen Kreisen ist von einem „Paket-Deal“ die Rede – Feuerpause, Freilassung, humanitäre Hilfe, Perspektive auf dauerhafte Gespräche. Aber: Noch ist unklar, ob alle Seiten zustimmen. Vor allem Hamas bleibt ein unkalkulierbarer Akteur – abhängig von iranischer Rückendeckung, intern gespalten und zunehmend unter Druck. Viele ihrer Führer sind abgetaucht, andere agieren aus dem Ausland. Eine Einigung braucht mehr als einen Tweet aus Doha oder Beirut – sie braucht Einigkeit in den Schattenzentralen der Organisation.
Was bedeutet das für Israel?
Für Israel ist die Situation komplex. Der Krieg in Gaza ist nicht nur eine sicherheitspolitische Herausforderung, sondern auch eine emotionale Wunde. Die Bilder vom 7. Oktober brennen sich weiter in die Gesellschaft ein. Doch gleichzeitig wächst die internationale Ungeduld – und der Wunsch nach Stabilität. Eine Waffenruhe wäre nicht das Ende des Konflikts, aber möglicherweise der Anfang einer politischen Entlastung – zumindest kurzfristig.
Dass Trump nun in den Mittelpunkt der Vermittlung rückt, ist für Jerusalem Fluch und Chance zugleich. Einerseits: ein verlässlicher Partner, der Israels Anliegen kennt. Andererseits: ein unberechenbarer Akteur mit eigenen Interessen. Die Vergangenheit zeigt: Trump verlangt Loyalität – und liefert, wenn er dafür gefeiert wird.
Und dann? Die schwierige Leere nach dem Krieg
Sollte tatsächlich eine Waffenruhe verkündet werden – sei es kommende Woche oder später – beginnt die eigentliche Arbeit erst. Wer kontrolliert Gaza? Wer garantiert Sicherheit? Wer kümmert sich um Wiederaufbau, Flüchtlinge, Minenräumung? Die Antwort darauf gibt es noch nicht. Doch eines ist klar: Ohne politischen Horizont wird jede Waffenruhe nur ein kurzes Innehalten sein.
Die kommenden Tage könnten entscheidend werden. Für die Region, für Israel, für die Geiseln – und für Trumps politische Agenda. Zwischen Ankündigung und Umsetzung liegt ein schmaler Grat. Doch die Tatsache, dass überhaupt wieder verhandelt wird, ist ein Hoffnungsschimmer. Vielleicht der erste echte seit Langem.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By (Official White House Photo by Shealah Craighead) - https://trumpwhitehouse.archives.gov/briefings-statements/photos-of-the-week-030318/, Public Domain, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=156912877
Artikel veröffentlicht am: Sonntag, 29. Juni 2025