Dynastie des Schreckens: Warum Ramsan Kadyrows Sohn kein Anführer sein darf


In Tschetschenien beginnt der erbitterte Kampf um die Nachfolge des schwerkranken Machthabers Ramsan Kadyrow. Sein erst 17-jähriger Sohn soll ihn beerben – ein Szenario, das tief blicken lässt in die Abgründe des russischen Systems und seine kranken Machtstrukturen.

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Der Mann, der einst als Wladimir Putins "Bluthund" galt, stirbt offenbar einen langsamen Tod – politisch, körperlich und moralisch. Ramsan Kadyrow, der selbsternannte „Beschützer des Kaukasus“, ist schwer krank, sagen westliche und russische Quellen übereinstimmend. Die öffentlichen Auftritte des tschetschenischen Präsidenten sind spärlich geworden. Sein Gesicht wirkt aufgedunsen, seine Bewegungen schleppend. In Grozny munkelt man über ein baldiges Ende – und während er im Verborgenen um sein Leben ringt, kämpfen andere bereits um die Macht über sein Reich der Angst.

Im Mittelpunkt: Adam Kadyrow, sein Sohn, gerade einmal 17 Jahre alt. Kaum volljährig, keine politische Erfahrung, keine militärische Ausbildung – und dennoch wird er als Thronfolger aufgebaut, mit Pomp, Parade und persönlicher Segnung durch Putin. Der Junge trägt Uniform, leitet angeblich Sicherheitsbesprechungen mit Generälen, erhält Auszeichnungen, als wäre er ein Kriegsheld. Es ist eine Machtdemonstration – keine aus Stärke, sondern aus Verzweiflung.

Denn Tschetschenien ist kein Land wie jedes andere. Es ist ein Gebilde aus Loyalität, Einschüchterung und jahrzehntelanger Gewalt. Ramsan Kadyrow hat dort ein autokratisches Mini-Reich aufgebaut, das sich nur Putins Gnade verdankt. Kritiker verschwinden, Homosexuelle werden in Lagern gefoltert, Frauenrecht ist ein Fremdwort. In dieser toxischen Struktur zählt nicht Kompetenz, sondern Blutlinie. Der Sohn übernimmt, weil er Sohn ist – nicht, weil er etwas kann. Ein absurder Vorgang, der selbst in Russland Kopfschütteln auslöst.

Der „New York Times“ zufolge sind viele Tschetschenen fassungslos angesichts der Idee, dass ein Teenager demnächst das Kommando über eine Republik mit Millionen Einwohnern und einer brutalen Miliz übernehmen soll. „Es ist surreal“, sagt ein Exilierter. „Da stehen erwachsene Generäle vor einem Schulabgänger und zitieren ihre Lageberichte.“

Doch Adams mögliche Krönung ist nicht nur grotesk – sie ist auch gefährlich. Denn mit dem Machtvakuum in Tschetschenien wächst die Unsicherheit im gesamten Nordkaukasus. Andere Männer mit Machtanspruch, etwa Kadyrows rechte Hand Magomed Daudow oder der kampferprobte Kommandeur Apti Alaudinow, scharren mit den Hufen. Der Kreml steht vor einem Dilemma: Unterstützt man einen unerfahrenen Erben – oder riskiert man einen blutigen Nachfolgekrieg?

Parallel dazu geraten Putins Machtspiele an mehreren Fronten ins Wanken. Während Kadyrows Tschetschenen an der Seite russischer Truppen in der Ukraine kämpfen – oft als Kanonenfutter missbraucht –, schlagen ukrainische Einheiten zurück. Zielgerichtet, präzise, mit wachsender Entschlossenheit. Innerhalb weniger Tage wurden zwei russische Top-Militärs eliminiert: Generalmajor Michail Gudkow starb bei einem Angriff in Kursk, Vizeadmiral Ildar Akhmetow wurde auf der Krim getötet. Der ukrainische Geheimdienst liefert Resultate, während Russland mit den eigenen Strukturen kämpft.

Besonders alarmierend ist ein weiterer Akteur, der sich nun deutlich in den Krieg drängt: Nordkorea. US-Quellen berichten, dass bis zu 30.000 nordkoreanische Soldaten nach Russland entsendet werden sollen – zusätzlich zu den bereits stationierten 11.000, von denen laut ukrainischen Angaben rund 4.000 getötet oder verwundet wurden. Eine fremde Armee in Putins Krieg, bar jeder Skrupel und mit eiserner Disziplin – das verheißt nichts Gutes.

Putins Russland stützt sich zusehends auf Marionetten, Söldner, Söhne und Diktatorenfreunde. Die Brutalität, mit der diese Systeme ihre Macht sichern, wird auch gegen die eigene Bevölkerung gerichtet. In Tschetschenien droht unter Adam Kadyrow nicht etwa Erneuerung, sondern die radikale Verfestigung einer Diktatur, in der Loyalität über alles geht und Menschenleben nichts zählen.

Die Geschichte lehrt: Wenn autoritäre Regime zu Dynastien werden, beginnt ihr Ende oft im Inneren. Vielleicht erleben wir gerade den Anfang dieses Endes – eingeleitet durch einen überforderten Jugendlichen, der in die Uniform seines Vaters schlüpft, ohne zu begreifen, was sie bedeutet.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Government.ru, CC BY 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=17794660

Artikel veröffentlicht am: Freitag, 4. Juli 2025

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