Israel kapituliert vor der Bürokratie: Der Hafen von Eilat wird geschlossen


Ein ökonomisches Desaster mit sicherheitspolitischen Folgen – und ein Schlag ins Gesicht für Israels Süden.

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Ab Sonntag, dem 20. Juli 2025, wird der Hafen von Eilat alle Aktivitäten einstellen. Keine Entladung von Schiffen, keine Verladung von Fahrzeugen, keine Versorgung der Marinebasis im Roten Meer. Stillstand. Und der Grund dafür ist so ernüchternd wie schockierend: ein verwaltungstechnischer Konflikt zwischen der Stadt Eilat und der Hafengesellschaft – ausgelöst durch ausstehende Grundsteuerzahlungen und mündend in der Pfändung sämtlicher Konten. In der Zwischenzeit warnt die Nationale Notfallbehörde (רח״ל) vor gravierenden sicherheitspolitischen Konsequenzen – doch niemand scheint zuzuhören.

Der Niedergang des südlichsten Hafens Israels vollzieht sich nicht über Nacht. Seit Beginn des Krieges am 7. Oktober 2023 ist der Hafenbetrieb massiv beeinträchtigt. Die Angriffe der Huthi-Miliz auf Schiffe im Roten Meer haben die ohnehin fragile Versorgungslage über Eilat kollabieren lassen. Insbesondere der Autoimport – einst das wirtschaftliche Rückgrat des Hafens – kam fast vollständig zum Erliegen. Das Jahr 2024 endete mit einem Einbruch der Einnahmen um 80 Prozent. Die Folge: Ein Schuldenberg, unter anderem gegenüber der Stadtverwaltung, der inzwischen über fünf Millionen Schekel beträgt.

Statt Hilfe: Blockade

Man könnte erwarten, dass der Staat in einer solchen Lage eingreift, um die strategische Infrastruktur zu retten – insbesondere nachdem im Juni ein 15-Millionen-Schekel-Hilfspaket durch das Verkehrsministerium beschlossen wurde. Doch dieser symbolische Schritt verpuffte in der Praxis. Die Auszahlung der Hilfsgelder wurde an Bedingungen geknüpft, darunter die vollständige Begleichung der Hafenschulden – also eine klassische Bürokratie-Sackgasse. Die Stadt reagierte auf die ausbleibenden Zahlungen mit der Zwangspfändung der Bankkonten. Die zuständige Hafen- und Schifffahrtsbehörde informierte nun über die vollständige Betriebseinstellung – mit geradezu technokratischer Kühle.

Was wie ein Verwaltungsfall klingt, ist in Wahrheit ein strategisches Versagen. Denn der Hafen von Eilat ist nicht irgendein Umschlagplatz, sondern Israels einziger Zugang zum Roten Meer – und damit zu Handelsrouten nach Asien, Afrika und zur arabischen Halbinsel. Die Nationale Notfallbehörde warnt bereits vor der Folge: Ohne funktionierenden Hafen ist die israelische Marine in der Region Sudaravien, wo sie Huthi-Aktivitäten überwacht, operativ eingeschränkt. Zudem fällt der Export von Kaliumprodukten der ICL-Fabriken in der Negev-Wüste praktisch aus. Einzige Notlösung: der Hafen von Ashdod, der jedoch weder geographisch sinnvoll noch logistisch vorbereitet ist.

Ignoranz gegenüber dem Süden

Die Reaktionen auf den drohenden Kollaps sind erwartbar. Die Gewerkschaft der Transportarbeiter bemüht sich um Vermittlung. Das Finanz- und das Verkehrsministerium zeigen sich „in Gesprächen“. Doch während in Jerusalem Bürokraten jonglieren, gehen in Eilat die Lichter aus. Für die lokale Bevölkerung ist die Schließung des Hafens nicht nur ein wirtschaftlicher Schlag, sondern eine existenzielle Bedrohung. Seit Jahren klagen die Bewohner*innen des Negev über politische Vernachlässigung – jetzt wird sie amtlich bestätigt.

Besonders deutlich wurde dies in den Worten des Abgeordneten Oded Forer (Israel Beitenu), Vorsitzender des Ausschusses für die Entwicklung von Negev und Galiläa: „Die Schließung des Hafens ist eine Bankrotterklärung der Regierung. Wer den Süden aufgibt, setzt die nationale Versorgungssicherheit aufs Spiel.“ Treffender lässt sich die Lage kaum beschreiben.

Staatsversagen unter Beobachtung

Israel hat sich verpflichtet, widerstandsfähig zu bleiben – trotz der Belastungen durch einen langen Krieg, trotz geopolitischer Isolation, trotz eines internationalen Boykotts gegen bestimmte Exportgüter. Doch diese Widerstandsfähigkeit setzt funktionierende Institutionen voraus. Der Fall Eilat zeigt das Gegenteil: einen Staat, der sich selbst blockiert, der auf Krisen nicht agil, sondern apathisch reagiert. Dass ein sicherheitsrelevanter Hafen nicht etwa durch Terrorismus, sondern durch Verwaltungskonflikte lahmgelegt wird, ist ein erschütterndes Zeugnis politischen Versagens.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Balou46 - Own work, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=54896407

Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 17. Juli 2025

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