US-Administration fordert Ende der israelischen Angriffe in Syrien – Beginn eines heiklen Dialogs


Washington drängt Israel, die Luftangriffe in Syrien einzustellen, um die fragile Stabilität in Damaskus nicht zu gefährden. Stattdessen soll ein direkter Dialog zwischen Israel und Syrien den Weg zu einer möglichen Normalisierung ebnen.

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Die jüngsten israelischen Luftangriffe auf Ziele in Syrien haben in Washington Besorgnis ausgelöst. Ein hochrangiger US-Beamter bestätigte gegenüber dem israelischen Sender N12, dass die Trump-Administration Israel ausdrücklich gebeten hat, die Angriffe einzustellen und stattdessen einen Dialog mit der syrischen Regierung aufzunehmen. Das Ziel ist klar: Die angespannte Lage in Syrien nicht weiter zu verschärfen und damit die Chancen auf eine langfristige Stabilisierung zu wahren.

Die Angriffe, unter anderem nahe dem Präsidialpalast und dem Hauptquartier des syrischen Militärs in Damaskus, gefährden nach Einschätzung amerikanischer Experten die fragile Regierungsbildung in Syrien. Gerade in den letzten Wochen hat sich gezeigt, dass US-amerikanische Vermittlungsbemühungen, die auf ein Sicherheitsabkommen zwischen Israel und Syrien abzielen, Fortschritte machen. Ein solcher Schritt könnte als erster Baustein einer künftigen Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Ländern dienen – ein Szenario, das bis vor wenigen Jahren noch undenkbar schien.

Doch die anhaltenden israelischen Einsätze werfen Schatten auf diese diplomatischen Bemühungen. Ein ranghoher US-Beamter äußerte sich besorgt, dass die jüngsten Aktionen den bisher erzielten Fortschritt in den letzten 48 Stunden erheblich untergraben könnten. Hinter den Kulissen finden intensive Gespräche statt: Tom Brake, der US-Sondergesandte für Syrien, führte am Dienstag und Mittwoch mehrere Telefonate mit dem israelischen Außenminister Ron Dermer, einem engen Vertrauten von Premierminister Benjamin Netanyahu, und bat eindringlich um Zurückhaltung. „Wir haben Israel gebeten, eine Pause einzulegen und erst einmal Luft zu holen“, so der amerikanische Insider.

Die israelische Regierung reagierte auf die Bitte bislang nicht öffentlich. Ein Sprecher des Außenministeriums ließ eine Stellungnahme aus.

Eine weitere Komplikation ist der Status der drusischen Minderheit in Syrien, die in jüngster Zeit ins Fadenkreuz gewalttätiger Milizen geraten ist. Israel fühlt sich durch seine historischen und gesellschaftlichen Bindungen zu der drusischen Gemeinschaft in Syrien verpflichtet, sie zu schützen. Sicherheitskreise in Israel behaupten, dass von der syrischen Regierung unterstützte Milizen bei Angriffen auf Drusen in der Provinz Suweida dutzende Opfer gefordert haben. Die US-Geheimdienste hingegen sehen in ihren Erkenntnissen keine klare Verwicklung der syrischen Regierung in diese Gewalttaten. Diese Diskrepanz führt zu Spannungen zwischen Washington und Jerusalem, zumal die israelische Regierung die Vorfälle in Suweida als Angriff im Stil des Terroranschlags vom 7. Oktober wertet.

Der US-Beamte erklärt, dass die israelische Reaktion auf den Vorfall durch innenpolitischen Druck der drusischen Minderheit in Israel mitbestimmt werde. Damit gerät die fragile Balance in der Region zusätzlich unter Druck und macht den amerikanischen Vermittlungsprozess zu einer Zerreißprobe.

Die Situation steht exemplarisch für das Dilemma, mit dem die USA, Israel und die Region insgesamt konfrontiert sind: Wie lässt sich legitime Sicherheitsinteressen verteidigen, ohne die politischen Perspektiven auf Entspannung und Frieden zu gefährden? Die Antwort darauf wird die nächsten Wochen und Monate prägen – mit Konsequenzen, die weit über die Grenzen Syriens hinausreichen.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Gage Skidmore from Peoria, AZ, United States of America - Donald Trump, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=66881486

Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 16. Juli 2025

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