Eine neue Stadt für Gaza“ – Israels humanitäre Initiative, die Hamas das Fundament entziehen soll
Zwischen Misstrauen und Hoffnung: Während viele in Gaza die geplante israelische „humanitäre Stadt“ bei Rafah als Zwangsumsiedlung ablehnen, geht es Israel um mehr als nur Zelte – es geht um einen strategischen Neuanfang jenseits der Terrorherrschaft.

Israels Verteidigungsminister Israel Katz hat angekündigt, was sich wie ein Bauplan für den Tag danach liest: Zwischen dem sogenannten Philadelphi-Korridor und dem früheren Morag-Korridor soll eine neue Zone entstehen – nicht bloß ein Flüchtlingslager, sondern eine „humanitäre Stadt“. Sie soll die Zivilbevölkerung aus der Gefahrenzone bringen, ihr Schutz und Grundversorgung ermöglichen – und sie gleichzeitig räumlich und ideologisch von der Hamas trennen. Ein Plan, der aufhorchen lässt. Und auf Widerstand stößt. Aber auch eine Idee, die mutiger und langfristiger gedacht ist als viele sich eingestehen wollen.
Was Israel wirklich beabsichtigt – und warum dieser Plan mehr ist als Symbolik
Die Initiative kommt nicht aus dem Nichts. Seit Beginn des Gaza-Krieges betont die israelische Führung, dass sie zwischen Zivilisten und Terroristen unterscheidet – nicht nur rhetorisch, sondern auch auf dem Schlachtfeld. Das Ziel war nie, die Bevölkerung zu vertreiben, sondern Hamas zu zerschlagen. Doch was geschieht mit den Menschen, die unter dieser Terrorherrschaft leben mussten, wenn der Krieg endet?
Die Antwort darauf könnte in diesem Projekt liegen. Die geplante Stadt soll Unterkünfte, medizinische Versorgung, Wasserversorgung, Bildungseinrichtungen und Infrastruktur bereitstellen. Mehr noch: Sie soll auch der erste Versuch sein, palästinensisches Leben jenseits der Hamas neu zu organisieren – sicher, geschützt und hoffentlich irgendwann auch selbstverwaltet. Sie wäre eine Zone, in der lokale Sicherheitskräfte, die nicht der Hamas oder ihren Ablegern unterstehen, die Ordnung garantieren. Das ist keine bloße Maßnahme für die Gegenwart – es ist ein architektonischer Vorgriff auf eine andere Zukunft.
Widerspruch aus Gaza – und warum er verständlich, aber nicht alternativlos ist
In Gaza stoßen diese Pläne – wenig überraschend – auf Misstrauen. Palästinensische Stimmen sprechen von einer „Verkleidung der Vertreibung“, von „Zeltstädten unter israelischer Kontrolle“ und einem „Versuch, neue Realitäten zu schaffen“. Solche Reaktionen sind angesichts jahrzehntelanger Erfahrung mit Zwang, Besatzung und Enttäuschungen nachvollziehbar. Aber sie greifen zu kurz.
Denn niemand zwingt die Bewohner, in diese Stadt zu ziehen – und erst recht nicht für immer. Israel erklärt offen, dass sie auf Freiwilligkeit setze. Eine neue Zone, außerhalb der Kampfgebiete, mit sauberem Wasser, Nahrung, Schulen und Sicherheitsgarantie – das ist kein Akt der Vertreibung. Es ist ein Angebot. Und wer das ablehnt, ohne eine Alternative zu präsentieren, verteidigt am Ende genau jene menschenverachtenden Zustände, die die Hamas zu verantworten hat.
Die Kritik aus Gaza ist oft pauschal, aber widersprüchlich: Während der eine sagt, Israel wolle die Bevölkerung in Lager sperren, fordert der andere eine sichere Zone „fernab vom Krieg und von der Hamas“. Man will die Trennung vom Terror – aber lehnt Maßnahmen ab, die genau das ermöglichen sollen. So bleibt die Frage: Wenn nicht so, wie dann?
Der wahre Bruch: Israel entzieht der Hamas den Schutzschild
Was Israel mit dieser Zone auch bezweckt, ist glasklar: Die Hamas benutzt seit Jahren die eigene Bevölkerung als menschliches Schutzschild. Jede Militäroperation wird dadurch zur moralischen Zerreißprobe. Indem Israel eine Zone errichtet, in der Zivilisten wirklich sicher sind, nimmt es der Hamas dieses Schutzschild aus der Hand. Und das nicht mit Bomben, sondern mit Baggern.
Natürlich ist das ein strategischer Schritt – aber eben auch ein zutiefst humanitärer. Wenn Gaza eine Zukunft haben soll, muss sie ohne Hamas geschrieben werden. Und dafür braucht es Zonen des Neuanfangs, Inseln der Hoffnung – Orte, an denen Kinder lernen und nicht indoktriniert werden, an denen Wasser fließt und nicht Waffen, an denen Menschenrechte nicht vom Kalaschnikowlauf abhängen.
Dass Israel sich diesen Herausforderungen stellt – unter internationalem Druck, medialem Dauerbeschuss und einer zutiefst komplexen Sicherheitslage – verdient keine Häme, sondern Anerkennung. Es ist ein Versuch, auf Trümmern etwas aufzubauen. Kein Plan ohne Risiken. Aber ein Plan.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild
Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 9. Juli 2025