Was Netanjahu und Trump wirklich hinter verschlossenen Türen verhandelten


Ein hochrangiger israelischer Regierungsvertreter enthüllt nach dem Treffen mit Donald Trump und dessen Beratern: Das Ende der Hamas ist beschlossene Sache – und Israels Sicherheitsverantwortung in Gaza steht fest. Doch der Weg zu einem Geisel-Deal bleibt holprig.

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Es war ein Treffen mit weitreichenden Konsequenzen: In der Nacht zum Dienstag empfing der ehemalige US-Präsident Donald Trump den israelischen Premierminister Benjamin Netanjahu im Weißen Haus – offiziell, um über eine mögliche Geiselvereinbarung mit der Hamas zu sprechen. Tatsächlich aber ging es um weit mehr: Die militärische Nachkriegsordnung in Gaza, die Zukunft des iranischen Atomprogramms – und eine neue diplomatische Strategie gegenüber Syrien und dem Libanon. Begleitet wurde das Spitzentreffen von einer intensiven fünfstündigen Vorbereitungssitzung zwischen Trumps Nahostbeauftragtem Steven Witkoff, dem neuen US-Außenminister Marco Rubio und dem israelischen Minister für strategische Angelegenheiten Ron Dermer.

Was bisher nur in Andeutungen durchdrang, wurde nun hinter verschlossenen Türen offen ausgesprochen – und von einem hochrangigen israelischen Regierungsvertreter gegenüber dem Sender N12 bestätigt.

„Der Deal ist nicht tot – aber er braucht Druck“

Kernpunkt des Treffens war der mögliche Geisel-Deal mit der Hamas, vermittelt über Katar. Laut israelischen Quellen war die Antwort der Hamas auf den jüngsten Vorschlag „im Grunde ein Nein“. Dennoch betonen israelische Verhandler: Die Lücke zwischen den Positionen sei schmal genug, um sie mit diplomatischem Nachdruck zu überbrücken. „Wir müssen aufs Gaspedal treten – aber gleichzeitig Geduld bewahren“, so der Regierungsvertreter. Die Gespräche mit Witkoff und Rubio seien „detailliert bis ins Kleinste“ gewesen.

Das politische Kalkül dahinter: Trump will sich als Friedensstifter im Nahen Osten profilieren – und Netanjahu braucht innenpolitisch wie international einen greifbaren Erfolg nach Monaten des zermürbenden Gaza-Krieges.

Sicherheitsverantwortung? „In erster Linie: Wir“

Die deutlichste Aussage betraf die Zeit nach der militärischen Beendigung der Operation in Gaza. Der Regierungsvertreter formulierte es ohne Umschweife: „Die Schlusssequenz der Gaza-Operation ist eine ohne Hamas. Keine Waffen, keine Führer, keine Kontrolle mehr.“ Wer dann die Kontrolle übernimmt, sei offen – nicht jedoch die Sicherheitsverantwortung. „Zunächst wir. Ganz klar. Keine fremde Macht, keine PLO, keine UNO – sondern Israel.“

Im Klartext: Die IDF bleibt vorerst in Gaza, zumindest militärisch. Politische Strukturen könnten sich entwickeln, möglicherweise auf Basis lokaler Clans oder einzelner Fatah-naher Gruppen. Aber: „Gaza muss entmilitarisiert werden. Es darf keine Raketen mehr auf unsere Truppen geben.“

Die israelische Regierung will sich nicht darauf einlassen, dass andere Akteure die erste Phase nach dem Krieg dominieren. Sie will die Bedingungen setzen – und dafür mit amerikanischer Rückendeckung sorgen.

Iran: „Die Ergebnisse der Operation sind gewaltig“

Auch die gemeinsame israelisch-amerikanische Operation gegen iranische Nuklearanlagen stand auf der Agenda. „Wir haben große Erfolge erzielt – und wir wollen sie sichern“, sagte der Regierungsvertreter. Die Rede ist von der Zerstörung wichtiger Teile der Urananreicherung und Raketenproduktion. „Wir sprechen von einer Operation, deren Wirkung den gesamten Nahen Osten verändert hat – und vielleicht die Welt.“

Noch nie zuvor, so der hochrangige Beamte, habe es ein derart tiefgreifendes militärisches und politisches Koordinationsniveau zwischen Washington und Jerusalem gegeben.

Der Ton ist optimistisch, fast triumphal: „Unsere Einschätzungen zur Wirkung der Angriffe auf Iran sind gut – sehr gut. Ohne diesen Schritt wären sie binnen eines Jahres nuklear gewesen. Jetzt sind sie es nicht.“

Syrien, Libanon und ein strategischer Umbruch

In einem bisher kaum beachteten Teil der Gespräche ging es um eine geopolitische Neuordnung des Nordens. Die Ermordung des Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah und die daraus resultierende Destabilisierung der libanesischen Politik eröffnen laut israelischer Einschätzung neue Chancen.

„In Syrien und Libanon ändert sich gerade etwas. Es gibt plötzlich Bewegungen, die vorher undenkbar waren“, so der Regierungsvertreter. Ein neu gewählter Präsident im Libanon – „der niemals ohne Israels jüngste Maßnahmen gewählt worden wäre“ – sei nur ein Beispiel für die tektonischen Verschiebungen. Selbst mit dem Assad-Regime seien Veränderungen theoretisch denkbar – obwohl es noch zu früh sei, um dies konkret zu machen.

Das Kalkül: Wenn der Iran zurückgedrängt ist, Nasrallah tot und die Hisbollah geschwächt, entsteht ein diplomatisches Vakuum, das Israel mit amerikanischer Hilfe füllen kann.

Netanjahu & Trump: Eine neue Allianz?

Die Begegnung zwischen Netanjahu und Trump könnte als Startpunkt einer neuen strategischen Allianz gelesen werden – sowohl militärisch als auch politisch. Für Netanjahu, der international zunehmend isoliert war, ist die Unterstützung durch Trumps Team ein Signal der Erleichterung. Für Trump, der 2025 erneut ins Weiße Haus einziehen will, bietet die Rolle des Vermittlers und Sicherheitsgaranten eine Bühne mit globaler Wirkung.

Doch beide wissen: Die Zeit drängt. Die Geiselverhandlungen stocken, die humanitäre Lage in Gaza ist kritisch, der internationale Druck auf Israel wächst. Und dennoch: Die Richtung ist klar, zumindest aus Sicht Jerusalems.

„Kein Hamas mehr“ – das ist die Zielmarke. Und dafür ist Israel bereit, die Verantwortung zu tragen. Mit oder ohne die Weltgemeinschaft.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: By U.S. Embassy Tel Aviv - President Trump at the Israel Museum. Jerusalem May 23, 2017 President Trump at the Israel Museum. Jerusalem May 23, 2017, CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=59276644

Artikel veröffentlicht am: Dienstag, 8. Juli 2025

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