Gefälschte Entschädigungen: Neue Phishing-Welle zielt auf israelische Kriegsopfer


Die nächste Welle digitaler Angriffe rollt – diesmal im Tarnmantel staatlicher Hilfe. Wer jetzt auf vermeintliche Entschädigungen für Kriegsschäden hofft, wird zur leichten Beute für Cyberkriminelle.

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Israel steht nicht nur unter militärischem, sondern längst auch unter digitalem Beschuss. Während das Land sich von den traumatischen Wochen des Iran-Krieges erholt, versuchen Kriminelle – mutmaßlich mit pro-iranischer oder direkt iranischer Herkunft – die Unsicherheit vieler Menschen gezielt auszunutzen. Die neue Masche ist besonders perfide: Angebliche SMS-Benachrichtigungen von „TaxesGov“ – scheinbar einer Regierungsbehörde – versprechen Kriegsentschädigungen und führen arglose Bürger*innen auf eine falsche Website. Doch dort wartet kein Formular zur Auszahlung. Sondern ein Datenklau.

Die Waffe heißt Täuschung

Die Nachricht wirkt auf den ersten Blick harmlos: „Um Ihre Kriegsentschädigung zu erhalten, registrieren Sie sich bitte unter folgendem Link.“ Dahinter steckt ein professionell nachgebautes Webformular – grafisch kaum von echten Regierungsseiten zu unterscheiden. Wer hier seine Daten eingibt, überlässt Bankverbindung, Identitätsnummer und weitere sensible Informationen direkt einem anonymen Netzwerk ausländischer Angreifer.

Der Nationale Cyberstab Israels schlägt Alarm: Es handelt sich um eine Fälschung – und um einen gezielten Versuch, Vertrauen in den israelischen Staat zu untergraben. Besonders auffällig: Der Text der Fake-Nachricht ist in fehlerhaftem Hebräisch formuliert – ein erstes Warnsignal. Und der Absendername „TaxesGov“? Leicht zu manipulieren. Kriminelle können Telefonnummern und Absendernamen inzwischen problemlos fälschen. Der äußere Schein ist also kein Schutz mehr.

Digitale Kriegsführung mit emotionalem Hebel

Diese Cyberattacke unterscheidet sich von früheren Angriffen nicht nur in ihrer technischen Umsetzung, sondern in der psychologischen Raffinesse. Es geht nicht um abstrakte Daten oder weit entfernte Ziele – es geht um die Wunde, die der Krieg in tausenden israelischen Haushalten hinterlassen hat. Viele Menschen, deren Häuser beschädigt wurden, deren Familien Angehörige verloren haben oder deren Existenzen erschüttert sind, hoffen auf Unterstützung durch den Staat. Diese Hoffnung wird jetzt gekapert und missbraucht.

Bereits im Vormonat kursierten über WhatsApp angebliche Mitteilungen des Finanzministeriums, die einen Bonus von 1.800 Schekel pro Person versprachen – ebenfalls in Folge des Militäreinsatzes „Am KeLavi“. Auch das war eine Lüge. Die Systeme zur Täuschung werden immer ausgeklügelter, die Zielgruppen immer konkreter. Kriegsopfer, Alleinerziehende, Reservistenfamilien – sie alle werden ins Visier genommen.

Während sich Israel auf kommende politische Entscheidungen und Sicherheitsfragen vorbereitet, wird immer deutlicher: Der Krieg ist nicht vorbei. Er hat nur seine Form verändert. Die Frontlinie verläuft nun durch Smartphones, E-Mail-Postfächer und Messenger-Apps. Und die Schäden können – wenn nicht sofort reagiert wird – ebenso nachhaltig sein wie ein physischer Angriff.

Dieser digitale Betrug ist mehr als nur ein Versuch, Geld zu stehlen. Es ist ein Anschlag auf das Vertrauen. Auf das Sicherheitsgefühl im Alltag. Auf den stillen Glauben, dass der Staat seine Bürger schützt. Deshalb ist jetzt mehr denn je Aufmerksamkeit gefragt – von jedem Einzelnen. Denn in einem Krieg, der mit Links geführt wird, ist Wachsamkeit die beste Verteidigung.

Autor: Bernd Geiger
Bild Quelle: Israels Nationale Cyber-Direktion

Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 3. Juli 2025

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