„Ich habe niemanden mehr“ – Nach dem Inferno von Deir al-Asad stirbt nun auch der letzte überlebende Sohn


Der dreijährige Adam Mohammed Asadi hat den Brand in seinem Elternhaus nicht überlebt. Seine Mutter und zwei Brüder starben bereits am Samstag – jetzt bleibt nur noch der Vater zurück, allein und gebrochen.

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Innerhalb weniger Stunden riss ein Brand am vergangenen Samstag vier Leben aus einer Familie. Adam Mohammed Asadi, der jüngste Sohn, wurde schwer verletzt, kämpfte tagelang ums Überleben – und verlor diesen Kampf nun im Rambam-Krankenhaus in Haifa. Er war gerade einmal drei Jahre alt.

Seine Mutter, Roba Asadi (45), und seine beiden Brüder Karem (10) und Rahal (8) kamen bereits in der Nacht des Feuers ums Leben. Die Flammen brachen kurz nach Mitternacht im zweiten Stock des dreigeschossigen Hauses aus – und wurden zu einem tödlichen Gefängnis für die Familie. Nur der Vater überlebte. Schwer krank war er zum Zeitpunkt der Katastrophe bereits im Krankenhaus – nun muss er aus dem Bett heraus erfahren, dass er allein auf dieser Welt geblieben ist.

„Ich habe keine Familie mehr“, sagte er in Tränen gegenüber N12. „Ich habe gehofft, dass mein Sohn die Augen öffnet, dass er mich wieder anlächelt, dass ich nicht der Letzte bin. Jetzt habe ich niemanden mehr. Wie soll ich das überleben?“ Worte, die nicht einfach nur traurig sind – sie sind der Schrei eines Mannes, dessen Leben innerhalb einer Nacht zusammengebrochen ist.

Die Dorfgemeinschaft ist verstummt. Viele Geschäfte blieben in den letzten Tagen geschlossen, geplante Hochzeiten wurden abgesagt. Es ist kein normales Dorfleben mehr – es ist ein Ort im Trauermodus. Die Asadis waren eine bekannte Familie, eine Familie, die als liebevoll und hilfsbereit galt. Roba, so erzählen Verwandte, habe sich selbstlos um ihre Familie gekümmert, auch um ihren kranken Ehemann, der seit Langem auf medizinische Hilfe angewiesen ist.

„Roba war eine stille Frau mit einem riesigen Herzen“, sagte ihre Schwägerin Suad Asadi. „Sie hat ihre Kinder geliebt. Sie war für alle da. Und jetzt ist alles weg.“

Wie konnte das passieren? Warum? – Fragen, auf die es bisher keine Antwort gibt. Was feststeht: Die Flammen breiteten sich rasend schnell aus. Als die ersten Notrufe um 00:37 Uhr eingingen, war die Katastrophe bereits im vollen Gange. Das Feuer hatte das obere Stockwerk vollständig erfasst. Die Feuerwehr kämpfte gegen einen massiven Brandherd. Retter wagten sich in die brennenden Räume, um die Eingeschlossenen zu bergen – doch für die meisten kam jede Hilfe zu spät.

Karem, der älteste Sohn, war bereits tot, als die Sanitäter eintrafen. Rahal und Roba wurden lebend geborgen, starben jedoch wenige Stunden später im Krankenhaus. Adam, der kleine Kämpfer, klammerte sich fünf Tage lang an sein Leben. Er erlitt Verbrennungen dritten Grades an 70 Prozent seines Körpers. Die Ärzte im Rambam-Krankenhaus gaben alles. Doch seine Lunge war zu schwach, sein Körper zu klein.

Die genaue Ursache der Brandkatastrophe ist bislang unklar. Das Gebäude liegt in einem alten Teil des Dorfes, schwer zugänglich für Feuerwehr und Rettungsdienste. Augenzeugen berichten von chaotischen Szenen – Anwohner versuchten, mit Eimern zu löschen, bevor die Feuerwehr eintraf. Der Leiter der Feuerwehr im Bezirk Nord, Yair Elkayam, setzte ein Sonderermittlerteam ein. Doch der Schmerz, den die Flammen hinterließen, ist schon jetzt tiefer als jede Erkenntnis über ihre Herkunft.

Noch sind diese Fragen unbeantwortet. Und vielleicht wird das auch so bleiben. Doch eines ist sicher: Diese Tragödie darf nicht einfach als Schicksalsschlag abgehakt werden. Sie muss ein Weckruf sein. Für mehr Vorsorge. Für bessere Brandschutzvorschriften. Für schnellere Einsatzzeiten. Und für eine Gesellschaft, die nicht nur nach der Katastrophe inne hält, sondern schon vorher schützt.

Am Ende dieses Feuers bleibt ein Bild: ein kleiner Junge, der inmitten von Rauch und Flammen ums Überleben kämpfte – und ein Vater, der nun im Stillen um seine ganze Welt weint.

Autor: Redaktion

Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 22. Mai 2025

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