Die Armee greift durch: Warum Israel jetzt Gaza fast vollständig einnimmt


Während Hamas noch verhandeln will, setzt die israelische Armee längst Fakten. Mit massiver Feuerkraft und neuer Zielgenauigkeit verändert sich die Lage in Gaza grundlegend – auch geopolitisch.

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Die Welt schaut gebannt nach Rafah. Doch der eigentliche Umbruch vollzieht sich in der Fläche. Israel hat seine Offensive in Gaza am Wochenende drastisch ausgeweitet – und das in einem Tempo, das an die Anfangstage des Kriegs erinnert. Die Streitkräfte rückten in Gebiete vor, die seit Monaten von Hamas kontrolliert wurden, darunter strategisch zentrale Abschnitte im Norden und Süden des Küstenstreifens. Mehr als 670 Ziele der Terrororganisation wurden allein in wenigen Tagen angegriffen, darunter Waffendepots, Tunnelsysteme und Panzerabwehrstellungen.

Was auffällt: Der Fokus liegt auf unmittelbaren militärischen Strukturen – nicht auf Hauptquartieren. Das ist kein Zufall. Seit März, als Israel die Angriffe erneut intensivierte, gelingt es Hamas offenbar nicht mehr, neue zentrale Kommandostrukturen zu etablieren. Die Organisation, die noch im Herbst 2023 mit perfider Logistik und grausamen Überraschungsangriffen Schlagzeilen machte, ist heute eine zersplitterte Schattenarmee. Das bedeutet nicht, dass sie harmlos wäre – aber: sie ist weitgehend orientierungslos.

Die israelische Armee nutzt diese Schwäche konsequent. Insider berichten von präziser Bodenkoordination, zunehmender Aufklärung durch Drohnen und Spezialeinheiten, die punktgenau gegen verbliebene Kämpferzellen vorgehen. Dabei wird bewusst vermieden, bestimmte Gebiete anzugreifen – etwa jene, in denen Geiseln vermutet werden. Die Angst, eigene Staatsbürger durch einen Angriff zu töten, bremst die Offensive in Teilen. Doch das Gesamtbild ist eindeutig: Gaza verliert an Kontrolle, Hamas an Rückhalt.

Nach Schätzungen kontrolliert Israel inzwischen 40 bis 50 Prozent des gesamten Territoriums. Mit der aktuellen Offensive könnte sich diese Zahl auf bis zu 80 Prozent erhöhen. Die palästinensische Bevölkerung drängt sich derweil in engen humanitären Zonen – vor allem in al-Muwasi, in Teilen von Khan Yunis und einigen Bereichen im Zentrum. Die Versorgungslage dort ist angespannt, die Lage der Zivilisten dramatisch.

Und doch: Hamas selbst trägt Verantwortung für diesen Zustand. Fast alle verbliebenen Kämpfer und Kommandeure operieren weiterhin in zivilen Gebieten – in Tunneln unter Wohnhäusern, in Schulen, Moscheen, Krankenhäusern. Israel versucht, bei den Angriffen zivile Opfer zu vermeiden. Dennoch kam es laut Berichten aus Gaza allein seit Ende letzter Woche zu über 260 getöteten Zivilisten und mehr als 600 Verletzten. Ob diese Zahlen stimmen, lässt sich aktuell nicht unabhängig überprüfen. Doch selbst israelische Militärquellen halten sie für möglich – angesichts der brutalen Taktik von Hamas, sich gezielt unter der Zivilbevölkerung zu verstecken.

Gleichzeitig lässt Israels Kommunikation eine Hintertür offen. Die jüngste Mitteilung des Militärs enthält keinen aggressiven Ton. Im Gegenteil: Die Formulierungen deuten auf Gesprächsbereitschaft hin – man wolle einer möglichen Einigung auf Feuerpause und Geiselbefreiung nicht im Weg stehen. Dennoch: Medienberichte über konkrete Vorbereitungen für einen Waffenstillstand wurden umgehend dementiert. Von einem „kurz bevorstehenden“ Ende der Offensive könne keine Rede sein, heißt es aus Armeekreisen.

Faktisch baut Israel militärischen Druck auf – nicht, um Verhandlungen zu verhindern, sondern um sie zu erzwingen. Denn eines ist sicher: Solange Hamas glaubt, militärisch überleben zu können, wird es keine echten Zugeständnisse geben. Erst wenn klar ist, dass die Organisation am Boden liegt, könnten Kompromisse möglich werden.

Der Krieg in Gaza tritt damit in eine entscheidende Phase ein. Es geht nicht mehr nur um Rafah. Es geht um die Frage, ob Hamas nach dem 7. Oktober 2023 erneut zu einer relevanten Macht werden darf – oder ob Israel diesmal vollendete Tatsachen schafft. Dass die Mehrheit der Geiseln noch immer nicht frei ist, macht jede Pause schwierig. Die internationale Diplomatie hat wenig Spielraum. Und die israelische Bevölkerung erwartet von ihrer Regierung: Sicherheit. Dauerhaft.

Der 15. Mai 2025 markiert eine Zäsur in diesem Krieg. Die israelischen Bodentruppen sind tief in Gebiete vorgedrungen, die noch vor Wochen als „rote Linien“ galten. Sie tun es mit Entschlossenheit, unter hohem Risiko – und mit der klaren Botschaft: Hamas wird keine Rückzugsräume mehr haben. Wer weiterhin auf eine vollständige Waffenruhe ohne Bedingung hofft, verkennt die Realität dieses Konflikts.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: IDF

Artikel veröffentlicht am: Sonntag, 18. Mai 2025

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