Ein 18-Jähriger spionierte für Teheran – Ziel war Ex-Premier Bennett
Ein Teenager aus Israel soll für den Iran gearbeitet haben – und sollte offenbar ein Attentat auf einen ehemaligen Regierungschef vorbereiten.

Ein Jugendlicher, ein Krankenhaus, ein Ziel: Der Iran plant längst nicht mehr nur aus der Ferne.
Ein 18-jähriger Israeli aus der Stadt Yavne steht im Zentrum eines aufsehenerregenden Spionagefalls. Sein Name: Moshe Attias. Sein mutmaßlicher Auftraggeber: die Islamische Republik Iran. In mehreren geheimen Missionen soll Attias für iranische Agenten Informationen gesammelt haben – gegen Geld. Der letzte und womöglich gefährlichste Auftrag: die gezielte Auskundschaftung des ehemaligen Premierministers Naftali Bennett während eines Krankenhausaufenthalts in Kfar Saba.
Attias wurde festgenommen und sitzt derzeit in Untersuchungshaft. Die israelische Polizei bestätigte, dass er in Kontakt mit iranischen Terrornetzwerken stand, mehrfach Aufträge ausführte und sich der Bedrohung für Israels Sicherheit bewusst war. Der Fall verdeutlicht erneut, mit welcher Hartnäckigkeit Teheran versucht, den israelischen Staat von innen heraus zu unterwandern – mit Hilfe junger, käuflicher Rekruten.
Im konkreten Fall hatte der Jugendliche den Auftrag, sich Zutritt zum Meir-Krankenhaus in Kfar Saba zu verschaffen, um die Station zu dokumentieren, in der Bennett lag. Auch dessen Sicherheitsteam wurde dabei ausspioniert. Ziel war es offenbar, eine Grundlage für ein späteres Attentat zu schaffen. Die Sicherheitsbehörden vermuten, dass es um nichts Geringeres ging als die Planung eines gezielten Mordanschlags auf einen der bekanntesten Politiker Israels.
Naftali Bennett reagierte mit einer klaren Botschaft: „Iranische Versuche, weltweit politische Führer zu ermorden, sind bisher gescheitert – und sie werden auch hier scheitern. Ich werde mich nicht einschüchtern lassen.“ Bennett rief zudem dazu auf, Israels Strategie gegenüber dem Iran grundlegend zu ändern. Die Verteidigung dürfe nicht länger allein in Tel Aviv stattfinden – die Bedrohung müsse dorthin zurückgetragen werden, wo sie entsteht: nach Teheran.
Der Fall Attias ist kein Einzelfall. Immer wieder versuchen iranische Geheimdienste, israelische Staatsbürger als Informanten anzuwerben. Die Motive: oft Geld, manchmal auch ideologische Verführung. Die Methoden: ausgeklügelt, systematisch, mit gefährlichen Konsequenzen. Erst vor wenigen Monaten hatte ein 29-Jähriger aus Petach Tikwa Fahrzeuge angezündet und das Haus von Ex-Verteidigungsminister Benny Gantz überwacht – ebenfalls auf Geheiß iranischer Stellen. Und im vergangenen Jahr war es dem Schin Bet gelungen, ein ganzes Spionagenetzwerk innerhalb Israels zu enttarnen, das ebenfalls in Diensten Teherans stand.
Was diese Fälle eint: Die Zielpersonen sind keine Zufälle. Es geht um die höchste politische Elite des Landes – und um den Versuch, Israels inneren Zusammenhalt durch Terror, Misstrauen und Einschüchterung zu erschüttern.
Doch der aktuelle Fall ist besonders alarmierend, weil der Verdächtige so jung ist. 18 Jahre alt – ein Alter, in dem viele junge Israelis gerade erst ihren Wehrdienst antreten. Stattdessen entschied sich Attias offenbar für ein Leben als Werkzeug fremder Mächte. Dass die Anwerbung über finanzielle Anreize geschah, macht die Sache nicht harmloser – im Gegenteil. Es zeigt, wie skrupellos die Drahtzieher vorgehen und wie tief die iranischen Netzwerke bereits in den digitalen Alltag Israels eingedrungen sind.
Der Verdächtige wurde inzwischen dem Haftrichter vorgeführt, der die Untersuchungshaft um fünf Tage verlängerte. Die Staatsanwaltschaft arbeitet unter Hochdruck an der Anklage. Gleichzeitig hat die Antiterror-Einheit Lahav 433 zusammen mit dem Inlandsgeheimdienst Schin Bet eine intensive Nachuntersuchung gestartet, um mögliche Verbindungen zu weiteren Verdächtigen aufzudecken.
Der Versuch, Attentate auf israelischem Boden durch Spione mit israelischer Staatsbürgerschaft vorzubereiten, stellt eine neue Eskalationsstufe dar – nicht in der Wortwahl, sondern in der Realität. Teheran scheint bereit zu sein, jedes Mittel zu nutzen, um Israel zu schwächen. Es liegt nun an Israels Sicherheitsorganen, aber auch an der Gesellschaft, derartige Versuche frühzeitig zu erkennen und die Schwachstellen zu schließen.
Denn die größte Gefahr geht nicht nur vom äußeren Feind aus – sondern von der Naivität, ihn zu unterschätzen.
Autor: Redaktion
Artikel veröffentlicht am: Sonntag, 18. Mai 2025