Kein Frieden ohne Kapitulation – warum Israels Kampf nach der Freilassung Edan Alexanders weitergeht
Die Rückkehr eines Geisels ist kein Kriegsende. Für Israel beginnt nach der Freilassung Edan Alexanders eine neue Phase im Gaza-Krieg – mit einem klaren Ziel: Der Terror muss besiegt werden, nicht überredet.

Nach 584 Tagen in der Gewalt der Hamas hat der israelisch-amerikanische Soldat die Hölle von Gaza lebend verlassen. Doch während seine Eltern in den Armen von US-Gesandten auf israelischem Boden den Moment ihrer Erleichterung erleben, beginnt für Israel eine neue, härtere Etappe des Kriegs. Denn so sehr Alexander für das steht, was Israel niemals aufgeben wird – das Leben seiner Söhne – so wenig bedeutet seine Rückkehr ein Einlenken im Kampf gegen den Terror. Im Gegenteil: Sie markiert eine Zäsur. Denn Israels Ultimatum steht – und es trägt jetzt die Schärfe des Ernstfalls.
Wie ein hochrangiger israelischer Regierungsvertreter am Montag erklärte, wird Israel unmittelbar nach Alexanders Rückkehr die Kampfhandlungen in Gaza intensivieren. Der Grund ist ebenso eindeutig wie bitter: Die Hamas hat bislang weder den Bedingungen eines Waffenstillstands zugestimmt noch die restlichen Geiseln freigelassen. Die geplante Offensive ist deshalb kein Druckmittel mehr – sie wird Realität, wenn die Terrororganisation weiter auf Zeit spielt.
Netanjahus Kurs ist kompromisslos. Und das mit Ansage. Schon am Sonntag hatte ein Regierungsvertreter bekräftigt, dass Israels Bedingungen für einen Waffenstillstand weiterhin gelten: die sofortige Freilassung von mindestens zehn weiteren Geiseln, ohne Gegengeschäfte, ohne Freilassung von Terroristen, ohne Waffenruhe als Vorleistung. Dass Edan Alexanders Freilassung ohne einen formellen Deal möglich wurde, ist laut dem Büro des Premierministers nur dem massiven militärischen Druck sowie der unerschütterlichen Rückendeckung durch US-Präsident Donald Trump zu verdanken.
Die Worte aus Jerusalem sind eindeutig: „Israel hat sich zu keiner Feuerpause und zu keiner Freilassung von Terroristen verpflichtet – einzig zu einem sicheren Korridor für die Übergabe Edan Alexanders.“ Die klare Botschaft lautet: Menschlichkeit ist kein politisches Zugeständnis – und Terror kein Gesprächspartner.
Die neue Phase des Kriegs unterscheidet sich strategisch von allem, was zuvor kam. Statt punktueller Schläge setzt die israelische Armee nun auf Gebietsübernahme und dauerhafte Kontrolle – eine Taktik, die Premierminister Netanyahu am Montag als notwendige Wende in der Kriegsführung bezeichnete. Die Operation, die kurz vor dem Start steht, soll die militärische Handlungsfreiheit der Hamas dauerhaft zerschlagen – und nicht wie bisher auf Abschreckung setzen, sondern auf faktische Entmachtung.
Dass die USA diese Linie mittragen, ist ein Novum – und ein Ergebnis direkter Gespräche, die zwischen Hamas und Washington seit fünf Tagen unter ägyptischer Vermittlung stattfinden. Einem ägyptischen Insider zufolge sei Edan Alexanders Freilassung ein „Geschenk an Präsident Trump“, in der Hoffnung auf ein politisches Gegengeschenk. Eine zynische Wette: Gib Trump ein Symbol – und er gibt dir politisches Kapital. Doch Trump bleibt vorsichtig. Zwar lobte er die Freilassung öffentlich als Erfolg, doch Jerusalem bestätigte am Montagabend, dass Trump Israel freie Hand bei der Fortführung der Militäroperation gelassen habe. Ein Besuch in Israel? Steht laut Weißem Haus nicht auf dem Plan.
Während Trumps Sondergesandte Steve Witkoff und Adam Boehler gemeinsam mit Alexanders Familie zur Übergabe reisen, machte Witkoff in einem Treffen mit Angehörigen der noch immer verschleppten Geiseln seinem Unmut über das israelische Vorgehen Luft: Israel verzögere den Krieg unnötig, ein Abkommen müsse dringend zustande kommen. Ein Satz, der in Jerusalem mit Skepsis gehört wird – denn Einigung darf für Israel niemals auf Kosten der Sicherheit geschehen.
Der Preis für falsche Hoffnung wäre zu hoch. Die letzten Monate haben gezeigt: Jede Pause, jeder Deal, jede „Geste des guten Willens“ wurde von der Hamas missbraucht – um sich neu zu organisieren, Waffen zu verlagern, sich in Tunneln neu zu formieren. Die einzige Sprache, die der Terror versteht, ist die des Drucks. Und die wird nun noch entschiedener gesprochen.
Autor: Redaktion
Artikel veröffentlicht am: Dienstag, 13. Mai 2025