„Wenn Frauen nicht frei sind, ist niemand frei“ – Die wahre Angst der Islamischen Republik Iran
Jonathan Harounoff reißt der Welt die Schleier von den Augen: Wie der systematische Hass auf Frauen das Fundament des iranischen Regimes bildet – und warum der Westen schweigt.

Ein Land, das sich selbst als Befreier des globalen Südens inszeniert, unterdrückt seine eigenen Bürgerinnen mit einer Grausamkeit, die kaum in Worte zu fassen ist. In seinem neuen Buch Unveiled: Inside Iran's #WomanLifeFreedom Revolt legt der britisch-iranische Journalist Jonathan Harounoff, heute israelischer UN-Sprecher, die ideologischen, historischen und menschlichen Abgründe des Mullah-Regimes offen. Es ist ein Werk, das den Mut von Frauen ehrt – und die Feigheit des Westens bloßstellt.
Harounoff ist kein außenstehender Beobachter. Seine Familie stammt aus dem iranischen Mashhad, einst Heimat einer der größten jüdischen Gemeinden im Nahen Osten. Seit der islamischen Revolution 1979 ist diese weitgehend verschwunden – heute leben weniger als 10.000 Juden in Iran, viele im ständigen Zwiespalt zwischen Existenz und Unterwerfung. Doch Unveiled geht weit über das jüdische Schicksal hinaus. Es erzählt die Geschichte eines Volkes, das unterdrückt wird – und eines Regimes, das auf dieser Unterdrückung aufgebaut ist.
Die Angst der Mullahs trägt einen Namen: Frau
Zentral für Harounoffs Analyse ist eine Wahrheit, die der Westen zu lange ignoriert hat: Die Unterdrückung der Frau ist kein Kollateralschaden der Islamischen Republik – sie ist ihr ideologisches Fundament. Ayatollah Khomeini selbst sprach davon, dass „jede weibliche Berührung in einem Bus das Gebäude der Revolution erschüttert“. Eine entlarvende Aussage: Nicht die Existenz der Frau ist gefährlich – sondern ihre Selbstbestimmung.
Der Tod von Mahsa Amini im September 2022 – zu Tode geprügelt, weil sie ihr Kopftuch „falsch“ trug – war kein Einzelfall. Er war Ausdruck eines Staates, der Frauen nicht als Bürgerinnen sieht, sondern als potenzielle Feinde. Die darauf folgenden Proteste, getragen von Frauen, Mädchen, Studenten, Kindern, waren der ernsthafteste Versuch eines gesellschaftlichen Aufstands seit Jahrzehnten. Harounoff analysiert diesen Moment als Wendepunkt – und zugleich als gescheiterten Befreiungsschlag. Denn das Regime zögerte nicht, Gewalt in monströsem Ausmaß einzusetzen: Am „Blutigen Freitag“ (30. September 2022) wurden über 95 Demonstrierende – darunter viele Frauen und Kinder – erschossen, weil sie gegen die Vergewaltigung eines 15-jährigen Mädchens durch einen Polizeioffizier protestierten.
Die Hinrichtung wird zur Regierungsmethode
Harounoffs Buch dokumentiert, was westliche Medien meist übergehen: das Ausmaß der staatlichen Gewalt. 2023 war das blutigste Jahr seit 2015. Mindestens 853 Menschen wurden vom Regime hingerichtet – viele davon in Zusammenhang mit den Protesten. Iran hat heute die zweithöchste Hinrichtungsrate weltweit. Wer es wagt, sich aufzulehnen, stirbt. Oder wird gebrochen.
Beispielhaft steht dafür die Geschichte der 16-jährigen Vloggerin Sarina Esmailzadeh. Sie filmte sich beim Schminken, beim Pizzaessen, beim Singen – und widersprach damit dem Bild der gehorsamen, unsichtbaren Frau. Ihre Videos waren harmlose Zeichen jugendlicher Freiheit – und für das Regime offenbar eine Provokation zu viel. Sarina wurde von Sicherheitskräften zu Tode geprügelt. Ihre Mutter erhängte sich später aus Verzweiflung. Solche Schicksale finden in westlichen Schlagzeilen kaum Platz.
Warum der Westen schweigt – und manchmal sogar jubelt
Besonders bitter: Während das iranische Regime die eigene Bevölkerung terrorisiert, erhält es Applaus auf den Straßen westlicher Metropolen. Im Juni 2025 marschierten 15.000 Menschen durch London – mit Bildern von Khamenei und Parolen wie „Wählt die richtige Seite der Geschichte“. In New York wurde skandiert: „Iran macht uns stolz! Verbrennt Tel Aviv!“
Harounoff bringt es auf den Punkt: Es ist „trendy“, gegen Israel zu sein. Und weil Israel gegen Iran kämpft, wird das Mullah-Regime automatisch zur rebellischen Antithese zum „zionistischen Aggressor“ verklärt. Eine gefährliche Verdrehung: Denn während in Gaza eine Terrororganisation regiert, herrscht in Teheran ein gut organisiertes Unterdrückungssystem, das längst global wirkt – durch Attentate, Einflusskampagnen, Propaganda und einflussreiche Netzwerke im Westen.
Iran, so Harounoff, hat längst verstanden, wie man Proteste im Westen infiltriert – und wie man sich als Opfer inszeniert. Dabei ist das eigentliche Opfer das iranische Volk.
Israel, Krieg – und die Hoffnung auf Freiheit
Harounoffs Interview mit der Jerusalem Post fand kurz nach dem jüngsten Israel-Iran-Krieg statt. In nur wenigen Tagen hatte Israel mit gezielten Schlägen die nuklearen Ambitionen Teherans empfindlich getroffen – inklusive der Ausschaltung mehrerer hochrangiger Revolutionsgardisten. Viele Exil-Iraner schöpften Hoffnung: Würde das geschwächte Regime nun stürzen?
Harounoff dämpft die Erwartungen. Israel, so betont er, hatte kein Ziel eines Regimewechsels – sondern handelte, um eine existenzielle Bedrohung zu eliminieren. „Wenn das iranische Volk eine andere Zukunft will, steht Israel an seiner Seite“, sagt er. Doch die Veränderung, das betont er mehrfach, kann nur von innen kommen. Und sie wird brutal bekämpft.
Das doppelte Drama: Gehirnflucht und Hoffnungslosigkeit
Iran hat in den letzten Jahrzehnten eine der massivsten Abwanderungen von Intellektuellen und Fachkräften weltweit erlebt. Der sogenannte „Brain Drain“ ist nicht nur ein Verlust an Humankapital – er ist auch ein politischer Offenbarungseid. Wer es sich leisten kann, verlässt das Land. Wer bleibt, lebt oft in Angst. Dennoch, so Harounoff, gibt es Hoffnung: Irans Jugend ist gebildet, kritisch, mutig. Die Proteste von 2022 waren getragen von Schülern, Studenten, jungen Frauen. Das Feuer ist da – aber der Preis für Widerstand ist tödlich.
Die große Frage bleibt: Wird die Welt wieder wegsehen, wenn das nächste Mädchen zu Tode geprügelt wird, weil sie ein Lied sang? Oder weil sie ihr Haar im Wind wehen ließ?
Autor: Redaktion
Bild Quelle: By C.Suthorn / cc-by-sa-4.0 / commons.wikimedia.org(Note the three necessary links to author, licence and image file in the attribution.), CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=124488401
Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 9. Juli 2025