Verharmlost und verfälscht: Wie die BBC Antisemitismus in „Übersetzungen“ versteckt
Der Sender gesteht zwar schwere Versäumnisse ein – aber nennt Judenhass weiterhin „Israelkritik“. Die Übersetzung des arabischen Begriffs „Yahud“ zeigt, wie tief das Problem bei der BBC reicht.

Im Zentrum steht ein einziges Wort – und eine Entscheidung, die entlarvender kaum sein könnte. Die BBC hat sich in ihrer eigenen Untersuchung gegen jegliche journalistische Redlichkeit entschieden. Statt Klartext über antisemitische Aussagen in einem Gaza-Dokumentarfilm zu sprechen, verteidigt der britische Sender die Übersetzung des arabischen Begriffs „Yahud“ (Juden) als „Israelis“ oder „israelische Streitkräfte“. Die Konsequenz: Hass auf Juden wird sprachlich entgiftet und als politische Meinung getarnt.
Dabei ist die Faktenlage eindeutig. Der Begriff „Yahud“ bedeutet im Arabischen: Juden. Nicht Israelis, nicht Soldaten, nicht das israelische Militär – sondern schlicht: Juden. Diese Bedeutung ist lexikalisch, historisch und umgangssprachlich in der Region unumstritten. Wer anderes behauptet, muss erklären, warum in unzähligen antisemitischen Parolen wie „Khaybar Khaybar Ya Yahud“ ausgerechnet dieses Wort auftaucht – Jahrhunderte vor der Gründung des Staates Israel.
Doch genau diese Realität will die BBC nicht anerkennen. Der Sender hat in seiner Dokumentation „Gaza: How to Survive a War Zone“, ausgestrahlt am 17. Februar 2025, die Äußerungen palästinensischer Gesprächspartner mehrfach bewusst weichgespült. So wurde etwa aus der Aussage, Ex-Hamas-Chef Yahya Sinwar habe einen „Dschihad gegen die Juden“ geführt, im BBC-Text: „Er kämpfte gegen israelische Truppen“. Eine Frau, die in der Originaltonspur sagt: „Wir haben zum ersten Mal die Juden angegriffen“, wird in der Untertitelung zitiert mit: „Wir haben Israel zum ersten Mal angegriffen.“
Sprachliche Relativierung ist hier kein Zufall, sondern redaktionelles Kalkül. Denn der Sprecher des in London ansässigen Medienbeobachters CAMERA (Committee for Accuracy in Middle East Reporting and Analysis) bringt es auf den Punkt: Wenn Gazaner „Yahud“ sagen, meinen sie Juden – auch wenn sie über Israel sprechen. In einer Weltanschauung, die zwischen Juden, Israelis und Zionisten keinen Unterschied macht, ist das kein sprachlicher Lapsus, sondern ideologische Realität. Diese Denkweise zu beschönigen bedeutet, Antisemitismus nicht ernst zu nehmen – oder schlimmer: ihn zu decken.
Die BBC verteidigt ihre Entscheidung mit dem Argument, eine wortgetreue Übersetzung könne „das Publikum in die Irre führen“ und fälschlich den Eindruck erwecken, es ginge um Juden im Allgemeinen. Doch genau das ist der Punkt: Es geht um Juden im Allgemeinen. Das zu verschleiern, bedeutet nicht, Missverständnisse zu vermeiden – es bedeutet, die Realität umzuschreiben.
Der Skandal wird noch absurder, wenn man sich das Umfeld des Films ansieht. Der Erzähler des BBC-Dokumentarfilms war ein 13-jähriger Junge aus Gaza. Was die BBC verschwieg: Sein Vater ist ranghoher Beamter der Hamas. Erst nach öffentlichem Druck wurde eine interne Untersuchung eingeleitet. Das Ergebnis: Ja, die fehlende Offenlegung war ein Verstoß gegen die Richtlinien. Doch die Kritik an der Übersetzung – die zentrale Frage der antisemitischen Verzerrung – wurde vom zuständigen Redaktionsleiter Peter Johnston glatt zurückgewiesen.
Die Aussagen von CAMERA und weiteren Experten wie Dr. Amira Halperin, einer Spezialistin für den israelisch-palästinensischen Konflikt, machen deutlich, wie fahrlässig diese Haltung ist. Halperin erklärt: „Die Menschen in Gaza verwenden nicht den Begriff IDF, sondern IOF – Israeli Occupation Forces. Und wenn sie 'Yahud' sagen, meinen sie Juden. Punkt.“
Die Behauptung der BBC, man könne den antisemitischen Kontext ignorieren, weil damit angeblich nur das israelische Militär gemeint sei, ist nicht nur sprachlich falsch, sondern moralisch verwerflich. Denn sie verschleiert die Tatsache, dass die Dämonisierung Israels im palästinensischen Diskurs fast immer mit klassischem Judenhass einhergeht.
Selbst innerhalb der BBC wächst das Unbehagen. Jüdische Mitarbeiter sprachen gegenüber der „Jerusalem Post“ anonym von „Alarmstimmung“, weil der Sender ernsthaft die Frage aufwerfe, „unter welchen Umständen man denn überhaupt noch 'Juden' übersetzen dürfe, wenn nicht hier.“
Was bleibt, ist ein bitterer Eindruck: Die BBC will nicht begreifen, dass die Worte, die sie weichzeichnet, tödliche Konsequenzen haben. Wer den antisemitischen Hass der Hamas verharmlost, wer die gezielte Entmenschlichung von Juden als „politischen Protest“ inszeniert, macht sich mitschuldig.
Nicht nur an der Desinformation – sondern an der fortgesetzten Normalisierung eines Hasses, der sich immer seltener offen als Judenfeindlichkeit zeigt, sondern getarnt als „Kritik an Israel“. Genau das ist die gefährlichste Form des Antisemitismus unserer Zeit. Und die BBC ist gerade dabei, sich darin einzurichten.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Zizzu02 - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25348736
Artikel veröffentlicht am: Donnerstag, 17. Juli 2025