Mit dem Davidstern am Arm – wie ein Nazi: Rom schockiert mit antisemitischem Hassplakat


Ein Schockbild an einer Bushaltestelle löst in Rom Entsetzen aus – ein Nazi-Soldat mit Davidstern auf dem Arm. Für viele Jüdinnen und Juden fühlt es sich an wie ein Rückfall in die dunkelsten Zeiten der Geschichte. Wieder einmal ist Italien Schauplatz antisemitischer Hetze. Und wieder einmal wird sie bagatellisiert.

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Es war ein gewöhnlicher Sommertag in Trastevere, dem traditionsreichen Viertel von Rom – jenem Viertel, das einst das jüdische Ghetto war. Dort, an einer Bushaltestelle der öffentlichen Verkehrsbetriebe ATAC, prangte plötzlich ein Bild, das mehr war als eine Provokation: Ein Soldat in Nazi-Uniform, aber nicht mit dem Hakenkreuz auf dem Arm, sondern mit einem Davidstern.

Daneben die Jahreszahlen: „1945 – 2025“. Ein Symbol, das tief trifft. Eine Gleichsetzung von Judentum mit Nationalsozialismus, die auf zynische Weise historische Tatsachen ins Gegenteil verkehrt – und alte antisemitische Stereotype in einem neuen Gewand aufleben lässt.

Das Echo ließ nicht lange auf sich warten. Bilder des Plakats verbreiteten sich rasant in sozialen Netzwerken, besonders in israelischen und jüdischen WhatsApp-Gruppen. Die Empörung war groß – und sie war berechtigt.

Ein Angriff auf Identität und Erinnerung

„Ich habe dieses Bild gesehen und sofort kam das Gefühl zurück, das mir meine Großeltern beschrieben haben – als sie in Rom verfolgt wurden“, sagt Or, ein Israeli, der derzeit durch Italien reist. „Es ist ein Gefühl des Ausgeliefertseins, des Stigmatisiert-Werdens. Genau wie damals.“ Die Bushaltestelle liegt in unmittelbarer Nähe jüdischer Einrichtungen – ein Detail, das die Aktion noch gezielter erscheinen lässt.

Auch Ross, ein Mitglied der jüdischen Gemeinde Roms, war fassungslos. „Ich war im Schock. Ich habe sofort meine Freunde gebeten, das der Polizei zu melden. So etwas darf nicht einfach unbeachtet bleiben.“ Das italienische Verkehrsunternehmen ATAC bestätigte den Vorfall und bezeichnete ihn als „Akt schweren Vandalismus“. Der zuständige Konzessionär sei angewiesen worden, das Plakat umgehend zu entfernen. Doch für viele ist der Schaden längst geschehen.

Die Frage, die keiner stellt: Wie konnte das passieren?

Wie kommt ein solches Plakat überhaupt an eine öffentliche Werbefläche – mitten in Rom, in einem sensiblen Viertel, ohne Kameraüberwachung, ohne Kontrolle? Diese Frage bleibt bislang unbeantwortet. Es ist nicht das erste Mal in den letzten Monaten, dass Italien Schauplatz antisemitischer Vorfälle wird. Seit dem 7. Oktober 2023, seit dem Massaker der Hamas und dem Beginn des Kriegs gegen die Terrororganisation, häufen sich Übergriffe, Schmierereien und gezielte Provokationen gegen Jüdinnen und Juden im ganzen Land.

In Mailand wurde erst kürzlich ein Schild entdeckt mit der Aufschrift: „Zionisten nicht willkommen“. Ein Satz, der das eigentliche Problem offenbart: Die Grenzen zwischen Kritik an Israel und blankem Judenhass sind längst verschwommen – oder werden bewusst eingerissen.

Ein Sprecher der jüdischen Gemeinde warnte: „Das ist keine politische Debatte mehr. Es ist ein Aufbruch alter Geister. Die Antisemitismen, die die italienische Gesellschaft jahrzehntelang unterdrückt hat, brechen jetzt durch. Die Maske fällt.“

Geschichte wiederholt sich nicht – aber sie reimt sich

Es ist ein schleichender Prozess, der vielen in Europa bekannt vorkommt: Die Erinnerung an die Shoah verblasst, während antisemitische Denkweisen wieder salonfähig werden. Zuerst in Form von Karikaturen, dann als Schmierereien – und jetzt als öffentlich plakatierte Hetze.

Was einst undenkbar war, scheint heute wieder möglich: Jüdische Menschen fühlen sich nicht mehr sicher. Nicht in Rom. Nicht in Mailand. Nicht in Zürich, London oder Berlin. Was bleibt, ist das Gefühl, dass die Warnungen der Überlebenden vielleicht zu früh ignoriert wurden.

Die Ereignisse in Rom sollten nicht als Einzelfall abgetan werden. Sie sind ein Symptom. Und sie werfen eine Frage auf, die dringend beantwortet werden muss: Wie viel Antisemitismus darf es in Europa noch geben, bevor die Gesellschaft wieder aufwacht?

Autor: Redaktion
Bild Quelle: Screenshot X

Artikel veröffentlicht am: Freitag, 4. Juli 2025

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