Ahmad Mansour: Warum der Begriff „antimuslimischer Rassismus“ die Debatte vergiftet
Der Psychologe Ahmad Mansour warnt vor einer rhetorischen Falle: Wer Islamkritik als „Rassismus“ brandmarkt, entmündigt den Diskurs und stärkt Islamisten.

Der Psychologe und Islamismus-Experte Ahmad Mansour hat mit deutlichen Worten den in Politik und Wissenschaft weit verbreiteten Begriff „antimuslimischer Rassismus“ kritisiert. In einem Gastbeitrag für die „Welt“ schrieb er, dieser Begriff sei irreführend, gefährlich und letztlich kontraproduktiv. Er schaffe eine künstliche Opferrolle für Muslime und verhindere notwendige Debatten über Islamismus, Antisemitismus und integrationshemmende Strukturen in Teilen muslimischer Communities.
Mansour, selbst Muslim, wies darauf hin, dass die Lebensrealität von Muslimen in Deutschland nicht mit jener von Juden vergleichbar sei. Muslime könnten in Deutschland ihre Religion sichtbar und frei leben: Kopftuch, Moscheebesuche, Halal-Läden, religiöse Feiern – all das finde ungehindert statt. Viele demonstrierten sogar offen mit Palästina-Flaggen. Für Juden dagegen sei es an vielen Orten des Landes riskant, ein sichtbares Symbol wie eine Kippa, einen Davidstern oder auch nur die hebräische Sprache in der Öffentlichkeit zu zeigen. „Wer die Unterschiede ausblendet, der lügt“, so Mansour.
Mit Blick auf reale Benachteiligungen machte der Psychologe klar, dass Diskriminierungen gegen Muslime existieren – etwa bei der Wohnungssuche oder durch Anfeindungen gegenüber Frauen mit Kopftuch. Doch die Gleichsetzung mit Antisemitismus sei nicht nur „faktisch falsch“, sondern auch „moralisch perfide“. Schon der Blick auf den massiven Schutzbedarf jüdischer Einrichtungen zeige die Unterschiede: Synagogen stünden unter permanenter Polizeibewachung, vor Moscheen sei dies in der Regel nicht der Fall.
Darüber hinaus kritisierte Mansour die rhetorische Unschärfe des Begriffs. Muslime seien keine „Rasse“, sodass die Verwendung des Begriffs „Rassismus“ wissenschaftlich wie politisch falsch sei. Viel gefährlicher aber sei die Wirkung im öffentlichen Diskurs: Jede Kritik an religiösen Praktiken könne mit dieser Formel delegitimiert werden. Lehrer, die sich Sorgen um Kinder machten, die während des Ramadan dehydrierten, oder die fragten, warum Mädchen nicht an Schulausflügen teilnehmen dürfen, würden rasch in die Rassismus-Ecke gestellt. Damit werde echter Dialog verhindert und islamistische Einflussnahme geschützt.
Gleichzeitig benannte Mansour klar interne Probleme in Teilen muslimischer Communities: selbstgewählte Abschottung, patriarchale Strukturen, Gewaltakzeptanz in Konflikten und eine fortwährende Geringschätzung von Frauen. Diese Punkte gehörten ebenso in die Debatte wie der Kampf gegen muslimfeindliche Vorurteile. „Notwendig ist die Debatte über Kopftücher im Staatsdienst, Gebetsräume in Schulen und das Eindringen von Islamismus in unsere Gesellschaft“, schrieb er. Wer Kritik an solchen Themen tabuisiere, stärke nicht die Schwachen, sondern die Ideologen.
Mansours Intervention ist mehr als eine begriffliche Auseinandersetzung. Sie ist ein Appell an Politik, Medien und Wissenschaft, genauer hinzusehen. Wer das Etikett „antimuslimischer Rassismus“ unkritisch verwendet, erleichtert es Islamisten, sich in die Rolle der Opfer zu flüchten – und lenkt den Blick von den realen Gefahren ab, die Islamismus und Antisemitismus für die offene Gesellschaft bedeuten.
Autor: Redaktion
Bild Quelle: Von Elena Ternovaja - Eigenes Werk, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=141077226
Artikel veröffentlicht am: Samstag, 23. August 2025