Tarnung, Betrug, Terrorpläne – und die Ignoranz gegenüber dem islamistischen Abgrund in Deutschland


Ein Mann sammelt zehntausende Euro durch Onlinebetrug. Doch es geht nicht um Geldgier – sondern um die Vorbereitung eines "sehr großen Anschlags". Was in Essen gerade noch rechtzeitig verhindert wurde, offenbart eine düstere Wahrheit: Der islamistische Terrorismus ist längst wieder unter uns – nur redet kaum jemand darüber.

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In den frühen Morgenstunden des 9. Juli greift ein Spezialeinsatzkommando der Polizei in Essen zu. Ziel ist ein 27-jähriger Mann mit bosnisch-herzegowinischer Staatsangehörigkeit, der verdächtigt wird, Geld für einen islamistischen Terroranschlag gesammelt zu haben. Der Mann soll hochwertige Elektronikgeräte bestellt, nicht bezahlt und weiterverkauft haben – ein planvoller Betrug, bei dem bereits ein fünfstelliger Betrag zusammenkam. Doch was wirklich schockiert: Das so erbeutete Geld sollte nach Erkenntnissen der Ermittler zur Finanzierung eines islamistischen Anschlags dienen. Die Vorbereitungen, so deutet das nordrhein-westfälische Innenministerium an, könnten bereits weit fortgeschritten gewesen sein.

Was genau geplant war, bleibt bislang im Dunkeln. Doch die Formulierung "sehr großer Anschlag" lässt keinen Zweifel daran, dass es nicht um einen Einzeltäter mit vagen Absichten ging – sondern um eine konkrete, lebensbedrohliche Gefahr für viele. Neben der Festnahme des Hauptverdächtigen fanden zeitgleich Durchsuchungen in mehreren Städten Nordrhein-Westfalens statt, darunter Düsseldorf, Dortmund und Soest. Auch wenn derzeit davon ausgegangen wird, dass die mutmaßlichen Komplizen oder Zeugen keine Kenntnis vom Terrorplan hatten, bleibt die Frage: Wie eng war dieses Netz wirklich geknüpft?

Der Terror ist nicht weg – er hat nur seine Form geändert

Der Fall zeigt, wie sich islamistische Gefahren in Deutschland wandeln. Es geht nicht mehr nur um das klassische Bild des fanatischen Selbstmordattentäters mit direkter Verbindung zum IS oder Al-Qaida. Die neuen Täter rekrutieren sich häufig aus dem Dunstkreis sozialer Netzwerke, pseudo-religiöser Ideologiegruppen und alltäglicher Kriminalität. Sie handeln oft dezentral, unscheinbar, unauffällig – und genau das macht sie so gefährlich.

Dass ein mutmaßlicher Islamist seinen Anschlag durch simplen Onlinebetrug finanzieren will, ist eine beunruhigende Erkenntnis. Es zeigt, dass der islamistische Terrorismus in Europa nicht mehr auf ausländische Geldgeber oder geheime Waffenlieferungen angewiesen ist. Die Infrastruktur, um Anschläge vorzubereiten, liegt längst in Reichweite – auch für Einzeltäter mit verhältnismäßig bescheidenen Mitteln.

Die politische Schieflage: Schweigen aus Angst vor Stigmatisierung

Und dennoch: Der öffentliche Aufschrei bleibt aus. Kaum eine große Zeitung hat die Geschichte vom vereitelten Anschlag in Essen auf ihrer Titelseite. Keine Talkshow diskutiert den Fall in der Primetime. Woran liegt das?

Die Angst, als „Islamfeind“ zu gelten, hat in Deutschland mittlerweile zu einem gefährlichen Schweigen geführt. Wer den islamistischen Terror benennt, wird schnell in die rechte Ecke gedrängt. Doch das nützt nur den Tätern. Der Islamismus ist keine Meinung. Er ist eine totalitäre Ideologie, die das Leben Andersdenkender bedroht, Frauen unterdrückt, Juden hasst und Demokratie ablehnt. Wer davor die Augen verschließt, schützt nicht etwa den gesellschaftlichen Frieden – sondern riskiert ihn.

NRW-Innenminister Herbert Reul hat das erkannt. Mit klaren Worten lobt er die Ermittler für ihr entschlossenes Eingreifen. „Wer bei uns Terrorpläne verfolgt, muss damit rechnen, dass morgens das SEK vor der Tür steht – und zwar rechtzeitig“, so Reul. Worte, die in ihrer Klarheit gut tun – weil sie zeigen, dass es doch noch Politiker gibt, die das Problem nicht verschweigen.

Die Bosnien-Connection – ein blinder Fleck?

Ein weiterer Aspekt, der auffällt und kaum angesprochen wird: die Herkunft des Verdächtigen. Bosnien-Herzegowina gilt seit Jahren als Drehkreuz für radikalisierte Islamisten in Südosteuropa. Bereits im Syrienkrieg reisten überproportional viele Dschihadisten vom Balkan aus in die Konfliktregion – häufig unbemerkt oder mit Duldung staatlicher Stellen. Dass sich auch heute noch Netzwerke zwischen Westbalkan und Mitteleuropa halten, wird selten thematisiert – aus Rücksicht auf diplomatische Beziehungen oder aus Angst, Vorurteile zu bedienen. Doch diese Zurückhaltung kostet möglicherweise Sicherheit.

Was wir aus Essen lernen müssen

Der vereitelte Anschlag ist mehr als eine erfolgreiche Polizeimeldung. Er ist ein Warnsignal – nicht nur an die Behörden, sondern an die gesamte Gesellschaft. Islamistischer Terrorismus ist keine ferne Bedrohung aus anderen Regionen, sondern ein reales Problem mitten in Deutschland. Es reicht nicht, auf den Verfassungsschutz zu vertrauen oder auf den nächsten Fahndungserfolg zu hoffen. Wir müssen auch eine gesellschaftliche Debatte führen: über Ideologien, über Integration, über Prävention – und über die gefährliche Naivität, mit der islamistische Strukturen hierzulande oft verharmlost werden.

Wir müssen die Täter benennen dürfen, ohne verunglimpft zu werden. Wir müssen aufklären, ohne zu pauschalisieren. Und wir müssen – wie im Fall Essen – weiter genau hinschauen, wenn aus dem Schatten der Alltäglichkeit ein Abgrund wächst.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: Symbolbild Pixabay

Artikel veröffentlicht am: Mittwoch, 9. Juli 2025

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