„Jeder Sohn kehrt heim“ – Israels Präsident Herzog sendet aus Berlin ein unmissverständliches Zeichen der Entschlossenheit


Kurz vor der Rückkehr eines entführten Soldaten und der Heimholung gefallener Helden spricht Isaac Herzog in Berlin über Verpflichtung, Erinnerung und das unerschütterliche Band zwischen Israel und Deutschland.

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Der Moment hätte nicht eindringlicher sein können: Während der Krieg gegen die Hamas im Gazastreifen weiter tobt und Israel um die Rückkehr seiner Geiseln ringt, betritt Präsident Isaac Herzog am Montag Berliner Boden – und wird mit militärischen Ehren von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier empfangen. Es ist keine gewöhnliche Staatsvisite, sondern ein historischer Besuch, der 60 Jahre diplomatischer Beziehungen zwischen Israel und Deutschland markiert. Doch statt feierlicher Zeremonien allein steht vor allem eines im Zentrum: Haltung zeigen, in Zeiten, die keine Ausflüchte mehr dulden.

Herzogs Worte hallen weit über Bellevue hinaus: „Der Staat Israel gibt niemals auf. Wir bringen jeden Sohn und jede Tochter zurück – lebend oder ermordet, mit einem Pass oder zwei.“ Es ist ein Satz, der nicht nur das moralische Fundament Israels beschreibt, sondern eine schlichte, radikale Wahrheit in sich trägt: Israel schuldet seinen Bürgern nicht weniger als die absolute Verpflichtung zur Heimkehr. Keine Abwägung, kein politisches Kalkül steht darüber. Und wer es hören will – auch in Europa – versteht diesen Satz als das, was er ist: ein Bekenntnis zur Menschlichkeit im Angesicht der Barbarei.

Im Hintergrund dieser Worte steht die unmittelbar bevorstehende Freilassung von Edan Alexander – einem israelisch-amerikanischen Soldaten, der seit 584 Tagen in der Gewalt der Hamas gefangen war. Gleichzeitig wird in diesen Tagen auch die Rückkehr der sterblichen Überreste von Zvi Feldman vorbereitet, einem Soldaten, der seit der Schlacht von Sultan Yacoub 1982 vermisst wurde. Zwei Männer, zwei Schicksale – und ein Staat, der sie nicht vergessen hat.

Währenddessen betritt Herzog gemeinsam mit Steinmeier einen Ort, der im kollektiven Gedächtnis der deutschen Schuld fest verankert ist: Gleis 17 am Bahnhof Grunewald. Von hier aus wurden Tausende Juden in die Konzentrationslager deportiert. Es ist ein stiller, kalter Ort – und zugleich eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Dass beide Präsidenten hier gemeinsam stehen, zeigt: Die deutsch-israelische Beziehung ist nicht nur Symbol, sondern Verpflichtung. Eine Verpflichtung, die nicht bei Lippenbekenntnissen stehen bleiben darf, sondern sich im Hier und Jetzt bewähren muss – gerade dann, wenn Israel erneut ums Überleben kämpft.

Frank-Walter Steinmeier wird Herzog anschließend nach Israel begleiten, wo ein Besuch im Kibbutz Be’eri ansteht – jenem Ort, der beim Massaker am 7. Oktober 2023 besonders schwer getroffen wurde. Hier wurden Familien ausgelöscht, Kinder ermordet, Leben zerstört. Es ist nicht irgendein Schauplatz, sondern ein offener Nerv der israelischen Seele. Und es ist ein wichtiges Zeichen, dass Deutschlands Präsident dorthin reist: um Zeugnis abzulegen, zuzuhören, und vielleicht auch um zu begreifen, dass israelische Sicherheit kein abstrakter Begriff ist, sondern eine existenzielle Notwendigkeit.

Für seine Verdienste um die Beziehungen zwischen den beiden Staaten wird Steinmeier in Jerusalem die Präsidentenmedaille Israels erhalten – eine Ehre, die nicht nur ihm gilt, sondern auch der demokratischen Bundesrepublik Deutschland. Doch sie ist auch ein Prüfstein: Wer sie trägt, darf nicht schweigen, wenn Israel dämonisiert wird – nicht in Universitätsaulen, nicht auf deutschen Straßen, nicht auf internationalen Bühnen.

Israels Botschafter in Berlin, Ron Prosor, brachte es gegenüber der AFP auf den Punkt: „Deutschland bleibt Israels wichtigster Verbündeter in Europa. Auch wenn es schwer wird, bleibt die Beziehung stark und fair.“ Das ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein täglicher Kraftakt – besonders angesichts eines wachsenden Antisemitismus, einer radikalen Rechten, die in Deutschland salonfähig geworden ist, und einer Linken, die den Terror der Hamas relativiert oder gar rechtfertigt.

In Berlin stehen sich an diesem Tag zwei Männer gegenüber, die wissen, was auf dem Spiel steht. Ihre Begegnung ist mehr als ein diplomatisches Ritual. Sie ist ein Versprechen. An die Geschichte. An die Wahrheit. Und an die, die zurückkehren – tot oder lebendig.

Autor: Redaktion
Bild Quelle: By Amos Ben Gershom / Government Press Office of Israel, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=141530767

Artikel veröffentlicht am: Montag, 12. Mai 2025

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